Pissen f¸r den F¸hrer Der unschuldige Faschismus von HergÈ Es ist Nacht. Tim geht mit Struppi Gassi und entdeckt am klaren Himmel einen neuen Stern im Groþen B”r. Bei der –rtlichen Sternwarte erkundigt er sich nach dem neuen Stern. Drinnen begegnet er einem merkw¸rdigen Mann, der Selbstgespr”che f¸hrt: "Das Strafgericht! Wehe! Ich habe es immer gesagt! Ihr werdet noch an mich denken!" Erstaunt l”uft Tim die Treppe hinauf, von der das Orakel heruntergewankt kam. Er –ffnet eine T¸r, auf der "Eintritt verboten" steht, und kommt in die Kuppel, wo das Fernrohr aufgestellt ist. Dort befinden sich die Gelehrten Phossyl und sein Assistent. Sie f¸hren komplizierte Berechnungen durch. Nachdem diese fertig sind, ruft Phossyl aus, daþ er morgen ber¸hmt sein wird. Denn er, Professor Johann Baptist Phossyl, hat berechnet, daþ "um 8 Uhr 12 Min. 30 Sek." ein Komet mit der Erde zusammenstoþen wird und das bedeutet "Das Ende der Welt! Jawohl!" Drauþen auf der Straþe steigt die Hitze, der Asphalt schmilzt, Autoreifen platzen, Ratten verlassen die Abwasserkan”le und rennen in Rudeln ¸ber die Straþe. Diese Nacht wird es nicht dunkel. Zum berechneten Zeitpunkt findet allerdings "nur ein Erdbeben" statt. Begeistert l”uft Tim daraufhin zur Sternwarte. Phossyl ist sauer auf seinen Assistenten, denn der Komet ist 45.000 km an der Erde vorbei geflogen, lediglich ein Meteroit ist eingeschlagen. Ein wenig sp”ter meldet der Assistent aufgrund von Analysen der W”rmestrahlung des Komets die Entdeckung eines unbekannten Metalls. Der Professor, froh wie ein Kind, nennt das unbekannte Metall nach sich selbst, Phossylium, und w”hnt sich aufs Neue ber¸hmt. Wieder klappt die Sache nicht. Der Assistent kommt hereingelaufen und liest aus der Zeitung vor, daþ der Meteorit ins N–rdliche Eismeer gest¸rzt ist. "Die Fluten haben ihn verschlungen! Und mit ihm den Beweis f¸r die Existenz des Phossyliums!" Dann f”ngt die Suche nach dem ins Wasser gefallenen Metall an. Der geheimnisvolle Stern von HergÈ erschien zwischen Oktober 1941 und Mai 1942 in t”glichen Fortsetzungen in der belgischen Tageszeitung Le Soir. Die urspr¸ngliche franz–sischsprachige Ausgabe ist von 1942. Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte HergÈ schon acht Tim und Struppi-Alben gemacht. W”hrend des Krieges erschienen, Der geheimnisvolle Stern mitgerechnet, noch vier Alben, w”hrend an drei anderen gearbeitet wurde. F¸r HergÈ waren die Kriegsjahre eine produktive Periode. Die Tageszeitung, in der er bis dahin seine Tim und Struppi-Strips publizierte, wurde unmittelbar nach dem Einfall der deutschen Truppen in Belgien verboten. Aber es dauerte nicht lange, bis HergÈ wieder loslegen konnte. Nachdem er ein paar Monate bei einer anderen Zeitung gearbeitet hatte, kam HergÈ im Oktober 1940 zur nazifreundlichen Tageszeitung Le Soir. Dort arbeitete er bis zur Befreiung Br¸ssels am 3. September 1944. Le Soir wurde danach sofort verboten und HergÈ wegen seiner Verbindung zu der faschistischen Tageszeitung mehrere Male festgenommen. Sp”ter sollte er behaupten, nie l”nger als eine Stunde festgehalten worden zu sein. Nichtsdestotrotz bekommt er ein Publikationsverbot von zwei Jahren als Strafe f¸r seine Kollaboration mit den Nazis. Gegen¸ber den schweren Strafen, die einige von HergÈs Freunden bei Le Soir auferlegt bekamen, kam er mit einem Publikationsverbot von zwei Jahren ganz gut weg. HergÈ hatte wohl f¸r eine falsche Tageszeitung gearbeitet, sich aber nie –ffentlich f¸r die Nazis ausgesprochen. In seinem Werk hatte man keine eindeutigen Sympathien f¸r die Naziideologie gefunden. HergÈ hatte sich nicht als Propagandist profiliert. Ðberdies hatte er das fortgef¸hrt, was er auch schon vor dem Krieg gemacht hatte. Auþerdem hatten die Besatzer zwei Vorkriegsalben verboten, und zwar Tim in Amerika und Die schwarze Insel. Weil diese zwei Abenteuer sich auf amerikanischem und englischem Gebiet abspielten. Diese Willk¸r war kennzeichnend f¸r die deutsche Zensur. Die Wirkung davon war, daþ die Macht unberechenbar und dadurch absolut erschien. So wurde erreicht, daþ jeder, der in seinem Beruf mit den Deutschen zu tun hatte, ”uþerst vorsichtig zu Werk ging. Auch HergÈ wollte die Nazis nicht noch einmal vor den Kopf stoþen und w”hlte den sicheren Weg. Wie tief der Schreck bei HergÈ saþ, zeigt sich vor allem in Der geheimnisvolle Stern, wo er sich mit den Nazislogans arrangiert. Die anderen Kriegsalben zeugen deutlich weniger verkrampft von politischer Korrektur. In Der geheimnisvolle Stern macht HergÈ kein Geheimnis daraus, daþ der Widersacher Tims ein steinreicher ÷lmagnat und Bankier von j¸dischem Blut ist. Dieser reiche und schlaue Jude heiþt Blumenstein und tr”gt immer eine rote Nelke am Revers. Obwohl Krieg ist, verjubelt Blumenstein anderer Leute Geld. HergÈ plaziert ihn konsequent gegen einen grellgelben Hintergrund, womit er das verhaþte Ambiente betont. Der Jude Blumenstein kennt nur ein Ziel: das Mehren seines Verm–gens und Besitzes. Kein Mittel scheut er, auch nicht das niedrigste oder gewissenloseste. Er ist der Kopf einer Organisation, die ¸berall in der Welt ihre Leute hat. Wenn es nach Blumenstein gegangen w”re, h”tte es nach Der geheimnisvolle Stern nie mehr ein neues Abenteuer f¸r Tim gegeben. Blumenstein interessiert sich ¸berhaupt nicht f¸r seinen Gegner, auþer daf¸r, daþ der sterben muþ. Nirgends scheint Blumenstein zu wissen, daþ ihm nicht irgendein Gegner, sondern Tim selbst gegen¸ber steht. Blumenstein ist so sehr von seiner ¸berlegenen Kraft ¸berzeugt, daþ er sich nicht einmal die M¸he nimmt, seinen Gegner in Augenschein zu nehmen. HergÈ hat nach dem Krieg sein Bedauern ¸ber diesen unzweideutigen Gebrauch antisemitischer Klischees ausgedr¸ckt. Als Wiedergutmachung ver”nderte er im neuen Druck von 1947 den allzu j¸disch klingenden Namen Blumenstein in den eher deutsch als j¸disch klingenden Bohlwinkel. Ironischerweise stellte sich jedoch heraus, daþ auch dieser Name in Israel vorkommt. Auþer dem Klischee vom schlauen, reichen Juden, ¸bernahm HergÈ in der Kriegsausgabe auch die 1942 korrekte Sicht von Amerika. Blumenstein hatte sein B¸ro n”mlich in New York, der Stadt, die nicht nur als Zentrum des Kapitalismus galt, sondern wo ¸berdies 1929 die Krise mit dem B–rsenkrach der Wall Street anfing. Schlieþlich lieþ HergÈ die durch Blumenstein finanzierte Gegenexpedition unter amerikanischer Flagge ausfahren, was suggerieren solte, daþ die Amerikaner mit dem internationalen j¸dischen Finanzkapital unter einer Decke steckten. Auch dieses Detail hat HergÈ im Nachhinein korrigiert. Blumenstein ver”nderte nicht nur seinen Namen, sondern auch seine Nationalit”t. Die Flagge bekam eine andere Farbe und seine Bank war nicht l”nger in New York, sondern im nicht existierenden lateinamerikanisch klingenden Sao Rico ans”ssig. Zeitgen–ssisch an Der geheimnisvolle Stern war auch die Vorstellung des Krieges als Untergangsvision. Das Thema des Untergangs war bei den Nazis beliebt. Sie f¸hrten Krieg gegen die j¸dische Rasse, weil diese die Weltherrschaft wolle und damit auch den Untergang der germanischen Rasse. Der Judenstern stand als Symbol f¸r das Ðbel und f¸r alles, was den Untergang beschleunigte. Es wurden lediglich zwei M–glichkeiten pr”sentiert: entweder Deutschland geht unter oder das internationale Judentum. Ab September 1941 muþten alle Juden ¸ber sechs Jahren in Deutschland einen 'handtellergroþen' gelben Stern tragen und ab Juni 1942 die Juden in Belgien, wonach auch die Deportationen begannen. In Der geheimnisvolle Stern wird das Thema vom Untergang wortw–rtlich an einen Stern gekoppelt: dieser wird als kosmische Naturkatastrophe dargestellt, als ein Komet, der aus seiner Bahn geraten ist und genau auf die Erde zusteuert, um sie zu vernichten. Das geschieht jedoch nicht, die Erde bebt und ist danach durch ein neues Metall bereichert. Auf dem Weg von der Sternwarte nach Hause hat Tim die pl–tzliche Eingebung, daþ der Meteor vielleicht doch teilweise aus dem Wasser ragt. Die St”rke des Erdbebens bewies, daþ der Brocken riesig groþ sein muþte. "Sapperlot!", sagt Tim, als er in einer Pf¸tze ausrutscht. Tim ergreift einen Ziegelstein und f¸hrt damit ein naturwissenschaftliches Experiment aus. "Dieser Ziegelstein, das ist der Meteroit! Dieses Wasser ist der arktische Ozean!!..." So gibt er dem Untergang, der die urbane Zivilisation bedroht, eine rationale Wendung. Einige Tage sp”ter stellt die 'Europ”ische Forschungsgemeinschaft' das n–tige Kapital zur Verf¸gung, um eine wissenschaftliche Expedition in das N–rdliche Eismeer auszur¸sten. Die Organisation, die Tims Schiffsreise zum Meteroit finanziert, besteht aus Gelehrten, die s”mtlich aus L”ndern kommen, die freundschaftliche Beziehungen mit Nazideutschland hatten. Auch diese L”nder wurden nachtr”glich korrigiert. Im Namen der 'guten' Organisation, der 'Europ”ischen Forschungsgemeinschaft', klingt das Streben nach einem groþen, vereinigten Europa durch. Die EFG wird auf niedertr”chtige Weise vom Amerikaner Blumenstein bedroht. Blumenstein versucht alles, um sich der Reste des auf die Erde gest¸rzten Kometen zu bem”chtigen, um dickes Geld damit zu machen. Die EFG- Expedition steht unter wissenschaftlicher Leitung von Professor Phossyl und unter Kommando von Kapit”n Haddock, der auch Vorsitzender des BSA ist, des Bundes Seefahrender Antialkoholiker. Haddock hat sich, wie HergÈ, an das Neue Zeitalter angepaþt. Er wuþte, daþ die SS scharfe Anti-Alkohol- Propagandisten waren. HergÈ macht sich mit dieser doppelten Trinkmoral dar¸ber lustig und l”þt auf den folgenden Seiten Kisten voll mit Whiskey an Bord bringen. Auf dem Polarschiff Aurora, das im Hafen zum Auslaufen fertig gemacht wird, passieren verd”chtige Dinge. Struppi findet einen Dynamitstab, dessen brennende Lunte er auspiþt. Als Tim Haddock den Dynamitstab zeigen will, ist dieser verschwunden. Auþerdem wird einer der Gelehrten von einer geheimnisvollen Person bewuþtlos geschlagen. Ein wenig sp”ter wird diese als das Orakel ausgemacht, das schon in der Sternwarte davor warnte, daþ der Komet das Strafgericht sei. Dieser Verr¸ckte hatte Tim kurz vor dem Erdbeben auch auf der Straþe bel”stigt und ihn sogar in einem scheuþlichen Traum besucht. Der Irre scheint ein alter Freund Phossyls zu sein. Phossyl und er haben sogar in der Sternwarte zusammengearbeitet. Philippulus, so heiþt das Orakel, nennt sich selbst einen Propheten. Nun wird er endlich von zwei W”rtern in weiþen Kitteln abgeholt, die ihn in die Anstalt zur¸ckbringen, aus der er entwischt war. Ðbereilt sticht die Aurora in See, nachdem bekannt geworden ist, daþ aus New York/Sao Rico eine Gegenexpedition mit dem Polarschiff Peary aufgebrochen ist. Es folgt eine langweilige Seereise, die nur unterbrochen wird durch einen miþgl¸ckten Versuch, die Aurora anzufahren, Schwierigkeiten auf Island, neuen Dieseltreibstoff zu tanken, und durch eine falsche SOS- Meldung. Trotz aller Widerst”nde und Verz–gerungen setzt Tim als erster Fuþ auf die Meteorinsel. Das Phossylium hat eine sonderbare Wirkung. Apfelkerne wachsen auf dem Meteroit in einer Nacht zu riesenhaften Apfelb”umen mit ebenso riesenhaften Ÿpfeln daran; eine kleine Spinne verwandelt sich in eine Monsterspinne. Der Wurm im Apfel, den Tim weggeworfen hat, entpuppt sich als riesiger Schmetterling und ¸berall schieþen gigantische Pilze aus dem phossylhaltigen Boden hervor, die rasendschnell mit Donnerschl”gen explodieren, um im Nichts zu verschwinden. Dazu beginnt das Inselchen zu kentern und droht, mit Tim, der durch einen Riesenapfel bewuþtlos geschlagen wurde, von den wilden Wellen verschlungen zu werden. Als die Meteoriteninsel in der Tiefe verschwindet, droht Tim, unterzugehen. "Tim! Er ist weg... mitsamt der Insel! Und er taucht auch nicht wieder auf...", sagt der Pilot des EFG-Wasserflugzeuges, als er vergebens versucht, Tim mit einem Tau aus der siedend heiþen See zu ziehen. Aber Tim schafft es, und mit ihm wird ein Brocken Phossylium, in die gr¸ne Flagge der EFG gewickelt, gerettet. Stolz wie ein Pfau betritt Tim, vom Fl¸gel des l”ngsseits festgemachten Wasserflugzeugs aus, das Deck der Aurora. Pl–tzlich bewegt sich etwas unter der Flagge. In wenigen Sekunden ist das P”ckchen so unwahrscheinlich groþ geworden, daþ Tim das letzte St¸ck rennen muþ, um nicht vorn¸ber zu fallen. "Vorsicht!", schreit Tim und wirft den Stein, auf dem ein riesenhafter Pilz entstanden ist, auf das Deck, Panik bricht aus. Noch bevor der Brocken mit dem Pilz das Deck erreicht, macht es "WUMM", weg ist der Pilz. Die Mannschaft steht sprachlos dabei und schaut voller Verwunderung auf das Steinwunder. Man muþ nicht die Gesammelten Werke gelesen haben, um in der Szene mit dem explodierten Pilz ein Freudsches Motiv zu erkennen. Der sich erhebende Phallus geht in Tims Orgasmus ¸ber. Wenn diese Entladung als Kr–nung von Tims unerschrockenen M¸hen aufgefaþt wird, ist das Album damit eine Oratio des Freudschen Unbewuþten geworden. Tims Abenteuer ist dann ein Bericht ¸ber die Initiation zur M”nnlichkeit und erz”hlt vom Ðbergang vom Kind zum Erwachsenen, der den erfolgreichen Orgasmus als L–sung kennt. Tim gelingt es darin, den gr–þten Teil seiner libidin–sen Energie in den Dienst der Wissenschaft und das gesellschaftliche Wohlergehen zu stellen. Er beh”lt gerade so viel Energie ¸brig, um einen Orgasmus zu bekommen, der Rest wird vergesellschaftet, sodaþ die Kultur ein groþes St¸ck zur¸ckbeh”lt. Die emotionale Heftigkeit der Initiation stellt sich als der Einsatz des Abenteuers heraus. Es geht um das Ende der Welt und den groþen Schrecken, eine Frage von Leben und Tod, von Zukunft oder Untergang. Tims sexuelle Energie k–nnte die treibende Kraft seines Abenteuertriebs bilden und die Gefahr besteht darin, daþ die Potenz in falsche Bahnen gelenkt und er sterben wird. Professor Phossyl ist Tims Sexinitiator. Er ist es, der Tim am Anfang des Albums freundlich Rede und Antwort steht, als der junge Medienmacher ins Allerheiligste der Sternwarte vorgedrungen ist. Einmal durch die verbotene T¸r und in das Bollwerk getreten, sieht Tim den stolzen himmelw”rts gerichteten Phallus des Teleskops. Danach erst sieht er die M”nner, die, hinter ihren magischen Instrumenten verborgen, sich mit ihrer h–heren Mathematik besch”ftigen. Der Professor schickt Tim nicht weg, wie einen Lausbub, der in diesem Zentrum der Macht nichts zu suchen hat, sondern schickt ihn linea recta zum Phallus, "werfen Sie vielleicht mal einen Blick ins Okular: der Anblick ist der M¸he wert." Als Tim durch das Fernglas sp”ht, bekommt er einen entsetzlichen Schreck: der Phallus ist auf eine abscheuliche, monsterhafte Riesenspinne gerichtet. Im sexuellen Bollwerk wird die Spinne in einem ungeheuren Ausmaþ symbolisch aufgeladen und f”llt daher mit der Bedrohung durch den Tod zusammen. Die Gefahr wird dann bagatellisiert, indem das Monster real als kleines Spinnchen erkannt wird. "Eine Spinne! Ein klitzekleines Spinnchen! Und das hat sie so in Schrecken versetzt! Es ist zum Totlachen!", Struppi bricht in Lachen aus. Auf der Insel schlieþlich, am Ende des Albums, wird diese Riesenspinne, die diesmal aktiv hinter Tim her ist, durch einen fallenden Riesenapfel ausgeschaltet. Dieser letzte und definitive Mord findet in einer auffallend und unverh¸llt phallischen Landschaft statt. Tim wird konsequent um den Stamm eines riesigen Apfelbaums plaziert, vor dem zwei eif–rmige Kiesel liegen. Weiter sind die fallenden Ÿpfel, der Baum der Erkenntnis und die Schlange (in Spinnengestalt) f¸r den jugendlichen belgischen Katholiken eine Anspielung auf den S¸ndenfall in der Erz”hlung vom Paradies. Die Spinne steht, mit anderen Worten. f¸r das Ðbel, welches das Netz des Sex spannt, um die erwachende Jungenseele einzufangen. Professor Phossyl relativiert Tims Schrecken, aber weist daraufhin, daþ die wahre Gefahr sich hinter der imagin”ren Spinne versteckt. Auch der auf den Besuch der Sternwarte folgende Alptraum verbindet die Spinne auf prophetische Weise mit dem Thema von Tod und Strafe. In seinem Traum erscheint der Prophet Philippulus, der ein groþes Pergamentpapier entrollt, auf dem ein Vergr–þerung der Spinne abgebildet ist. "Jawohl, das ist das Strafgericht! Eine ungeheure Kreuzspinne!...", verk¸ndet der Prophet, w”hrend er auf seinen Gong schl”gt. In diesem Moment erwacht Tim und wenige Sekunden sp”ter folgt das Erdbeben, das Tim als den Weltuntergang interpretiert. Die Spinne mit ihren langen, haarigen Beinen, die an die vagina dentata denken l”þt, symbolisiert die Kultur der Verbote und Gebote, von Strafe und Belohnung. Erst nachdem die Reste des Kometen auf die Erde gelangt sind, verschiebt sich die Gefahr von der imagin”ren zur realen Ebene und das Phossylium nimmt den Platz der Spinne ein. Die Spinne jagt bloþ einen Schrecken ein, eine allumfassende Angst, die einen versteinert. Das Phossylium dagegen liefert produktive Energie, die angewandt werden will. Der Sex, so lautet die Freusche Lesart, ist nicht nur das brennende Feuer der H–lle, sondern auch die strahlende Zukunft des Himmels. T–dlich und fatal ist Sex dann, wenn alle Neugier sich nur auf ihn richtet (sodaþ Spinne und Sex zusammenfallen). Von seinem urspr¸nglichen Objekt abgetrennt und in die Bahnen der europ”ischen Wissenschaft kanalisiert f¸hrt die sexuelle Energie zu gr–þten Taten. Mittels Rationalit”t k–nnen unbewuþte Ÿngste produktiv gemacht werden. Auf der pers–nlichen Ebene geschieht das im Umgang zwischen den Geschlechtern, auf gesellschaftlicher Ebene durch Teilnahme an der Bewegung, welche die Gemeinheiten des Juden bek”mpft. Die Spinne bringt als Symbol beide Ebenen zusammen. HergÈ benutzte das ¸bliche antisemitische Klischee als Ablenkungsman–ver, um die Beziehung zwischen dem Kampf um den Besitz von Phossylium und dem Kampf zwischen einer religi–s- magischen und einer naturwissenschaftlichen Basis unter dem gesellschaftlichen Fortschritt zu thematisieren. Psychologisch steht Blumenstein f¸r eine auf unmittelbare Befriedigung von sexueller Energie gerichtete Charakterbildung, Phossyl f¸r die gesellschaftliche Anwendung dieser Energie und Philippulus f¸r das Unangepaþte, das auf eine dunkle Zone jenseits jeder Normalit”t verweist. Blumenstein wird als Legitimierung genommen, um den Kampf zwischen Phossyl und Philippulus zu behandeln. Dann bezieht HergÈ Stellung. Der Professor ist das Genie, der Prophet der Narr. Beide haben kindliche Z¸ge, die sie sonderbar machen. In gewissem Sinn sind Prophet und Professor nie erwachsen geworden, weil sie ihre gesamte Energie in die Erforschung der Sterne gesteckt haben. Aber Philippulus ist auf der falschen, der Professor auf der richtigen Seite gelandet. Mit dieser Konstruktion h”lt HergÈ ein Pl”doyer f¸r den rationalen Aufbau der Welt. Das reine Denken –ffnet den Weg zu sensationellen Entdeckungen; das unreine und magische Denken h”lt die M–glichkeit f¸r die Diktatur der Angst offen. Nur die Wissenschaft kann dem Irrenhaus ein Ende machen, in das die Welt durch den Krieg geraten ist. HergÈ gibt seine Friedensmission als Kampf um das Phossylium, das als Pr¸fstein fungiert, wieder. Sobald dieser Stoff in den Bann der Magie ger”t (der Prophet), wird die Welt definitiv untergehen, w”hrend in den H”nden der Wissenschaft (der Professor) der Untergang (des Inselchens) im Dienste des Fortschritts steht. Letztendlich wird die Magie besiegt und das Phossylium ver”ndert sich von einer Geiþel zu einem Segen f¸r die Menschheit. In diesem Typ des Denkens wird die Ratio als eine absolute Entit”t aufgefaþt und die historische Relativit”t von Erkenntnis wird ¸bergangen. HergÈ ¸bernimmt dieses optimistische Bild der Wissenschaft und kommt dadurch in Konflikt mit den real existierenden irrationalen Elementen, welche die wertfreie Erkenntnis notwendigerweise enth”lt. Diesen Konflikt l–st er, indem der Jude bestraft und der Prophet eingesperrt wird. Das Resultat ist reine Wissenschaft. Die Forschung nach der Rassenreinheit des Blutes sah man in HergÈs Zeit als wissenschaftlich ebenso gut untermauert an, wie die kernphysische Forschung nach den subatomaren Eigenschaften und der Struktur der Materie. Das war common sense unter vorw”rtsstrebenden Amerikanern, Deutschen oder Belgiern. Die Nazis gaben dem eine Wendung, indem sie die reine Forschung ausdr¸cklich politisierten. Ohne Parteimitgliedschaft keine wissenschaftliche Karriere. Die damalige Vision der Wissensentwicklung mag heute ziemlich irrational erscheinen, wurde aber in jener Zeit als universell g¸ltig aufgefaþt, sowohl die Rassenlehre als auch die heilende Anwendung radioaktiver Strahlen, und am liebsten die Kombination von beiden in einer interdisziplin”ren Forschung. Das neue Metall Phossylium, das Professor Phossyl entdeckt, ist ein Element, das HergÈ in der Spektrumsanalyse gleich neben das Radium stellt. Damit charakterisiert er es als ein radioaktives Element, an das sowohl der Professor als auch der Jude hohe Erwartungen kn¸pfen. Blumenstein will das Monopol bekommen: "Mir geht es darum, das neue Metall zu besitzen, und zwar als einziger... ein Verm–gen holen wir da raus. Dank diesem Trottel Phossyl, der naiverweise aller Welt davon erz”hlt hat..." Das Phossylium k–nnte eine unersch–pfliche W”rme- und Energiequelle sein. Die phantastischen Eigenschaften des Phossyliums werden erst auf der Insel deutlich. Die gigantische Energie, die das neue Metall freigibt, f¸hrt zu Wachstumsexplosionen der anwesenden Flora und Fauna. Strahlung war an sich schon ein wundersames Ph”nomen, sollte jedoch die unersch–pfliche Energiequelle beherrscht werden k–nnen, dann w¸rde ein neues, Goldenes Zeitalter beginnen. Radioaktive Energie wurde als die Urkraft der lebenden Materie und als Essenz der kreativen Macht der Natur angesehen. In angewandter Form w¸rde es nicht nur eine Revolution im Krieg, sondern ebenso im Gesundheitswesen bedeuten. Der Punkt war nicht, ob Radioaktivit”t sch”dlich oder nicht sch”dlich sei, sondern in welcher Dosis sie ihre zerst–rende oder heilende Wirkung habe. In einer Werbung f¸r die "radioaktive Zahncreme" Doramad von 1936 wird das neue Mittel sprechenderweise vorgestellt: "Ich bin die radioaktive Substanz. Meine Strahlen massieren das Zahnfleisch. Gesundes Zahnfleisch - gesunde Z”hne! Doramad benutzen ist mehr als Z”hne putzen! Die radioaktive, biologische Wirkung ist wichtig." In dieser Zeit wird auch ein Patent f¸r radioaktive Schokolade vergeben. Die magische Zeit der Strahlung dr¸ckt HergÈ im Bild des Pilzes aus. Auf der Insel wachsen Pilze in einem kurzen Augenblick zu absurden Ausmaþen, um sofort mit einem Atomknall zu explodieren und im Nichts zu verschwinden. Von altersher beinhaltet das Bild des Pilzes die Angst vor der Wirkung schwarzer Magie. Die teuflischen Kr”fte bringen die Benutzer in Verz¸ckung und Ekstase, unsachkundiger Gebrauch kann den Tod zur Folge haben. Damit geh–rt der Pilz zur Dom”ne des Satans und der Hexen, der gesamten Unterwelt der Zwerge, sprechenden Tiere und fliegenden Besenstielen. Der Pilz symbolisiert die alte, magische Wissenschaft, die durch den f¸r verr¸ckt erkl”rten Propheten vertreten wird. Gleichzeitig steht er aufgrund seines pl–tzlichen und massenhaften Auftretens Modell f¸r die enorme Energiequelle, die im Schoþe der Natur verborgen liegt. HergÈ sieht 1942 schon die Form vorher, in der sich die neue Wissenschaft der Atomenergie ank¸ndigt. Die Pilzwolken ¸ber Hiroshima und Nagasaki zeigen die zerst–rerische Kraft der triumphierenden Wissenschaft. Ein sichtbares Zeichen am Himmel, zu dem man mit einer Mischung von Schrecken und Ehrfurcht, von Grauen und Faszination aufschaute. So vereinigt der Pilz in sich die magische und die wissenschaftliche Lehre der Kr”fte. Tim hat zwei V”ter und Der geheimnisvolle Stern erz”hlt von der verwirrenden Komplikation beim Ðbergang von der einen zur anderen Autorit”t. Die Spinne geh–rt zum Prophet, das Phossylium zum Professor. Philippulus bleibt bei Tim bis auf dem Polarschiff Aurora und nimmt dann in einem vorwissenschaftlichen, religi–sen Setting Abschied, als er zum Irrenhaus abgef¸hrt wird: "Ich gehorche Dir, oh Herr, ich gehorche! Z¸rne mir nicht..." Der Prophet f¸hrt Tim bis zur Grenze der Angst; der Professor begleitet Tim als ein erleuchteter Magier auf seiner weiteren Reise. Philippulus und Phossyl sind nicht nur alte Freunde, sondern sehen sich auch ”hnlich, mit ihrem Kaftan, wirren Haaren, kahlwerdend und mit kindlichen Neigungen. In der Geschichte werden sie sogar einmal miteinander verwechselt. Beide studieren die Sterne. Der Prophet auf astrologische Weise. Er entdeckt im Komet die strafende Hand Gottes. Ihm zufolge ist es Gott, der Tim mit dem Tode bedroht. Der Professor ist Astronom und dedient sich der rational-wissenschaftlichen Methode. Der Prophet steht f¸r den strafenden Vater aus der M”rchenwelt des Kindes in der Phase der Reinlichkeitserziehung. Der Professor dagegen ist der Lehrmeister, der Tim durch Aktivit”ten auf die Erwachsenenwelt vorbereitet. Als Tim den Propheten unter seinem Fenster wegjagt, indem er Wasser auf ihn sch¸ttet, erscheint jener danach erneut in Tims Alptraum. Der b–se Traum enth¸llt, warum Tim den strafenden Vater wegjagen will: es ist die Rache f¸r die Strafe f¸r das Bettn”ssen. Eine Strafe, die vom bettn”ssenden Kind als unredlich und autorit”r erfahren wird. Die Entdeckungsreise zum Phossylium setzt mit der Erinnerung an die Strafe ein. Die Verbindung zwischen dem Reinlichkeitstrauma und der sexuellen Initiation korrespondiert mit der Zuf”lligkeit, daþ das Kopulationsorgan ebenso der Ausgang des Harnweges ist. Die Folge davon ist, daþ Reinlichkeit der Beginn der sexuellen Initiation ist. Sex bleibt so mit der urspr¸nglich religi–sen Aureole der Strafe behaftet. Immer wird die Lust mit der Strafe, der S¸nde und der Rache verbunden sein. Dadurch ist der langweilige Mittelteil von Der geheimnisvolle Stern so lang und unzusammenh”ngend geworden. Es ist ein langer, tiefer versunkener nasser Traum, in dem auf Rache gesonnen wird. Tim wird die gesamte Seereise hindurch vom Schlafen abgehalten, denn er hat Angst, daþ er sonst ins Bett macht, mitten in all dem gluckernden Wasser. Er wird sogar ohnm”chtig vor Schlaflosigkeit. Und als er dann endlich schlafen darf, weckt ihn der Kapit”n sofort wieder aus dem Traumland, mit der Nachricht, daþ der Meteorit in Sicht ist. Die M¸digkeit macht unmittelbar Tatendrang Platz, "...Und sagen Sie dem Piloten Bescheid!... Wir fliegen sofort los!" Der Wechsel zwischen bewuþtem, wachem Handeln und unbewuþtem Schlafen ist innerhalb der Freudschen Lehre die Voraussetzung, um einen erwachsenen und gesunden Orgasmus zu bekommen. Das ist auch der Kurs, der f¸r den jungen Reporter vorgesehen ist. Aber w”hrend der Seereise wird das Unbewuþte so resolut ferngehalten, daþ die Ratio unvertretbare Proportionen annimmt. HergÈ weiþ nicht, ob die Langeweile der Seereise Widerstand gegen die Hingabe an das aufkommende Unbewuþte ist. Die erzwungene Umwandlung der Rache in den Orgasmus ist so offensichtlich, daþ es eine Platit¸de wird, Der geheimnisvolle Stern ausschlieþlich freudianisch zu lesen. Nat¸rlich stehen die explodierenden Pilze f¸r das m”nnliche Organ, aber was von der Expedition ¸brig bleibt ist nur eine Seifenblase. So zerplatzt am Ende das M”rchen von Freud. Der geheimnisvolle Stern ist ein Bericht von den traumatischen Erfahrungen der Reinlichkeitserziehung. Diese Phase des Aufwachsens ist zu peinlich und zu explosiv um sich direkt daran erinnern zu k–nnen. Was im Bewuþtsein ¸brigbleibt, ist die Abkehr vom Kindlichen und allem, was direkt oder indirekt mit Pisse oder Kacke zu tun hat, und mit einem starken und unbegreiflichen Drang zur Rache an der strafenden Instanz verbunden ist. Die Faschisten sprachen mit ihrem Eintreten f¸r die Verkn¸pfung von Reinheit und Sauberkeit mit der organisierten Rache am Schmutzigen Juden dieses unreine Reservoir an, ohne sich dessen bewuþt zu sein. Bei der Ðbergabe an den F¸hrer konnte dieses unsaubere und verkniffene Reservoir buchst”blich auslaufen. In der Begeisterung f¸r den schreienden und vor Wut tobenden Groþen F¸hrer entspannten sich die Schlieþmuskel von so vielen Bekehrten, daþ die B–den der S”le trieften. Nach Ablauf der Propagandaveranstaltungen gab es dann auch einen enormen Andrang an den Toiletten. Bei Veit Harlan kann man nachlesen, daþ der SA-Ordnungsdienst ein wahrer Graus war, wenn die 1.Mai-Feiern wegen schlechtem Wetter nicht an der freien Luft, sondern in einem Saal stattfinden muþten. F¸r das Publikum war das massenhafte Pissen f¸r den F¸hrer allerdings etwas Gewaltiges. Nat¸rlich hatte es etwas Peinliches, aber man war nie der Einzige, der es hatte flieþen lassen. Man f¸hlte sich erleichtert und befreit, denn der F¸hrer hatte nicht ihnen, sondern den Juden die Schuld gegeben. In Der geheimnisvolle Stern wird die Verbindung zwischen dem unreinen Reservoir und dem Ausleben der Rache durch das Trara um eine brennende Dynamitstange an Deck der Aurora angedeutet. Dieser Anschlag findet kurz vor dem Auslaufen aus dem Hafen statt. Zun”chst einmal nimmt Haddock Rache am Professor, der in dieser Szene mit dem Propheten verwechselt wird. Der Wutausbruch des Antialkoholikers Haddock kommt zum Teil daher, daþ Tim beinahe seinen geheimen Vorrat an Whiskey in seinem Medizinschr”nkchen entdeckt h”tte. Sobald Tim erkl”rt hat, daþ Struppi "das einzig Richtige" mit der brennenden Lunte gemacht hat, wird Haddock von einem maþlosen Wutanfall gepackt. Die Beziehung zwischen seiner goldgelben Wundermedizin und dem Pinkeln von Struppi ist so explosiv, daþ der Kapit”n einen Moment lang alle Beherrschung verliert. Hier wird deutlich, daþ die Mobilisierung des unreinen Reservoirs eine explosive Angelegenheit ist: eine politische Bewegung, die ihre unbewuþte Dynamik dem Reinlichkeitstrauma entlehnt, kann in eine unkontrollierte Kettenreaktion der Rache m¸nden. Wie verzerrt die Erinnerung an die Strafe auch sein mag, sie ruft immer die Rache an einem b–sartigen Monster auf, mit dem abgerechnet werden muþ. Dies geschieht, indem das Objekt der Rache gespalten wird: der Vater zerf”llt in einen Propheten und einen Professor. Mit der Festnahme des f¸r wahnsinnig erkl”rten Propheten wird dem strafenden Vater nachtr”glich vergolten, woraufhin er in Gestalt des Professors wieder zum Vorschein kommt. Doch noch ist diese Rache nicht wirksam. Gerade weil der Prophet verr¸ckt ist, kann man ihm nichts vorwerfen. Schlieþlich wird daher ein Auþenstehender, der Jude Blumenstein, zum Objekt der Rache proklamiert. Daþ der strafende Vater aus der Reinlichkeitsperiode f¸r schwachsinnig erkl”rt wird, reicht aus, um das Verh”ltnis zwischen Sohn und Vater wieder herzustellen, reicht aber nicht aus, das Rachemonster los zu sein. Diese Restrache wird gesellschaftlich einsetzbar, wenn sie eine Verbindung mit einer politischen Bewegung eingeht. Der Faschismus war eine rationale Bewegung von Scheiþeentleerern und Schmutzj”gern. Reinheit von Rasse, Idee und Tat bildeten die Pfeiler ihrer Politik. Je schlimmer die Vorstellung von Schmutz, desto radikaler der Kampf dagegen, denn je fieser der Schmutz, desto notwendiger das Groþreinemachen. Je unbegr¸ndeter die Politik der Rache wird, desto anziehender und effektiver wird sie. 'Anziehender' weil sie total ist, 'effektiver' weil sie den individuellen Bekehrten tats”chlich von allem unbewuþten Schmutz befreit. Wenn Altnazis heutzutage behaupten, daþ der Krieg eine abscheuliche Zeit gewesen ist, muþ man gar nicht an ihrer Aufrichtigkeit zweifeln. Noch immer n”mlich graust es ihnen bei der Erinnerung an all den Dreck und all den Schmutz, den sie aus ganz Europa zusammenfegen und dann auch noch entsorgen muþten. Erst wenn die Menschheit wieder ganz sauber sein wird, kann die Zukunft beginnen, so wie es 1945 geschah. HergÈ beging anno 1942 keine heroische antifaschistische Widerstandstat und ebensowenig spielte er sich als ein tadelnswerter Propagandist f¸r die Neue Lehre auf. Noch suchte er eine Alternative im Nicht-Faschismus. Er wollte sich im d”mmrigen Gebiet der nichterkennbaren psycho-politischen Konflikte und Paradoxe aufhalten, f¸r das sich das Medium der Kindercomics gut eignet. Es ging ihm um die Produktivit”t des Unsinns, der entspannend wirkt. Noch stets wirken die Alben von HergÈ nicht belehrend, sondern befreiend. Sie sind toll und spannend, weil sie die geheime Welt des Unbewuþten darstellt. Das macht es m–glich, die Alben von vor 1945 als Faschismus ohne den Rausch der politschen Propaganda zu sehen. HergÈs Distanz bietet die unwichtige M–glichkeit, die Ursachen und Reibungen zu sehen, an die der organisierte Faschismus einen maskierten Appel richtete. HergÈ ist kein Vorl”ufer oder Mitl”ufer, sondern ein Auþenstehender, t”tig in einem faschistischen Regime. Sein unschuldiger Faschismus ist eine Form angepaþter Illegalit”t, eben weil es niemand ernst nimmt. Die Subnormalit”t HergÈs l”þt das Moment der Subversivit”t offen.