Der Faschismus der Sch–nheit Ðber gesunde Kunst in Mein Kampf Im Vorwort seiner deutschen Bewegungslehre schreibt A.Hitler (1898-1945), daþ er den Teil ¸ber seine Jugendjahre namentlich deshalb aufgenommen hat, um die "von der j¸dischen Presse betriebene ¸ble Legendenbildung ¸ber meine Person" auf ihre wahren Proportionen zur¸ckzubringen. Dabei ist er bestrebt, nur das zu erz”hlen, was "zum Verst”ndnis" des ganzen Buches "dienen kann". Was Hitler ¸ber seine Jugend herausl”þt, ist nicht nur wahr, sondern erkl”rt ¸berdies den Rest. Ohne die "Darstellung meines eigenen Werdens" w”re Mein Kampf nicht so gut zu verstehen, wie mit diesem kleinen Appetith”ppchen. Die nachstehende Auswahl an Zitaten aus Mein Kampf konzentriert sich auf Hitlers Berufung zur Kunst und was damit zusammenh”ngt. Die Ansichten, die er in seinem deutschen Knastbuch ¸ber Kunst zum besten gibt, stellen genauso wenig dar, wie seine Zeichnungen und Gem”lde, die selbst in einem neuen Deutschland keine Ausstellung wert sind. Die Normalit”t von Hitlers Ÿsthetik ist nicht nur ein kleinb¸rgerlicher Ausdruck eines individuellen Traumas, sondern bringt harte Fakten ¸ber die Sch–nheit, die seit ihm nie mehr dieselbe war. 1. "Wie es nun kam, weiþ ich heute selber nicht, aber eines Tages war es mir klar, daþ ich Maler werden w¸rde, Kunstmaler. Mein Talent zum Zeichnen stand allerdings fest, war es doch sogar mit ein Grund f¸r den Vater, mich auf die Realschule zu schicken. Als ich nun ziemlich unvermittelt mit meinem unterdessen fest gefaþten Entschluþ herausplatzte, war der Vater zun”chst sprachlos. 'Maler? Kunstmaler?' Er zweifelte an meiner Vernunft, glaubte vielleicht auch nicht recht geh–rt oder verstanden zu haben. Nachdem er allerdings dar¸ber aufgekl”rt war und besonders die Ernsthaftigkeit meiner Absicht f¸hlte, warf er sich dann auch mit der ganzen Entschlossenheit seines Wesens dagegen. 'Kunstmaler, nein, solange ich lebe, niemals.' Mit dem 13.Lebensjahr verlor ich urpl–tzlich den Vater. Ein Schlaganfall traf den sonst so r¸stigen Herrn und beendete auf schmerzlose Weise seine irdische Wanderung, uns alle in tiefstes Leid versenkend. Die Mutter f¸hlte sich wohl verpflichtet, gem”þ dem Wunsche des Vaters meine Erziehung weiter zu leiten, d.h. also mich f¸r die Beamtenlaufbahn studieren zu lassen. Da kam mir pl–tzlich eine Krankheit zu Hilfe und entschied in wenigen Wochen ¸ber meine Zukunft und die dauernde Streitfrage des v”terlichen Hauses. Was ich so lange im Stillen ersehnt, f¸r was ich immer gestritten hatte, war nun durch mein schweres Lungenleiden mit einem Male fast von selber zur Wirklichkeit geworden. Unter dem Eindruck meiner Erkrankung willigte die Mutter endlich ein, mich die Akademie besuchen zu lassen. Es waren die gl¸cklichsten Tage, die mir nahezu als ein sch–ner Traum erschienen; und ein Traum sollte es ja auch nur sein. Denn der Tod der Mutter machte all den sch–nen Pl”nen ein j”hes Ende. Es war der Abschluþ einer langen, schmerzhaften Krankheit, die von Anfang an wenig Aussicht auf Genesung lieþ. Dennoch traf besonders mich der Schlag entsetzlich. Ich hatte den Vater verehrt, die Mutter jedoch geliebt. In den letzten Leidensmonaten der Mutter war ich nach Wien gefahren, um die Aufnahmepr¸fung in die Akademie zu machen, ¸berzeugt, sie spielend leicht bestehen zu k–nnen. Ich wartete mit brennender Ungeduld, aber auch mit stolzer Zuversicht auf das Ergebnis. Ich war vom Erfolge so ¸berzeugt, daþ die mir verk¸ndete Ablehnung mich wie ein j”her Schlag aus heiterem Himmel traf. Und doch war es so. Ich lief die Tage vom fr¸hen Morgen bis in die sp”te Nacht von einer Sehenw¸rdigkeit zur anderen, alleine es waren immer nur die Bauten, die mich in erster Linie fesselten. In wenigen Tagen wuþte ich, daþ ich einst Baumeister werden w¸rde. Freilich war der Weg unerh–rt schwer, denn der Besuch der Architekturschule der Akademie war abh”ngig vom Besuch der Bauschule der Technik, und den Eintritt in diese bedingte eine vorher abgelegte Matura an der Mittelschule. Dieses alles fehlte mir vollst”ndig. Nach menschlichem Ermessen also war eine Erf¸llung meines K¸nstlertraumes nicht mehr m–glich. Ich glaube, meine Umgebung von damals hielt mich wohl f¸r einen Sonderling. Die Baukunst schien mir neben der Musik als die K–nigin der K¸nste: meine Besch”ftigung mit ihr war unter solchen Umst”nden auch keine 'Arbeit' sondern h–chstes Gl¸ck. So verst”rkte sich mein Glaube, daþ mir mein sch–ner Zukunftstraum, wenn auch nach langen Jahren, doch Wirklichkeit werden w¸rde. Ich war fest davon ¸berzeugt, als Baumeister mir dereinst einen Namen zu machen. Was damals mir als H”rte des Schicksals erschien, preise ich heute als Weisheit der Vorsehung. Indem mich die G–ttin der Not in ihre Arme nahm und mich oft zu zerbrechen drohte, wuchs der Wille zum Widerstand, und endlich blieb der Wille Sieger. Und mehr noch als dieses preise ich sie daf¸r, daþ sie mich losriþ von der Hohlheit des gem”chlichen Lebens, daþ sie das Mutters–hnchen aus den weichen Daunen zog und nun Frau Sorge zur neuen Mutter gab, daþ sie den Widerstrebenden hineinwarf in die Welt des Elends und der Armut und ihn so die kennen lernen lieþ, f¸r die er sp”ter k”mpfen sollte." Eine interessante Frage ist nicht so sehr, ob Adolf in seinem Bericht ¸ber seine Berufung zur Kunst mit Absicht so strikt dem –dipalen Schema folgt, denn ob er diese kleinb¸rgerliche Ladung da nun hineingesteckt hat oder nicht: der inzestu–se Skandal tritt so offensichtlich zutage, daþ es nie mehr als eine symbolische Wahrheit sein kann. Es ging ihm um den mitreiþenden Effekt des Kampfes, den er als "kleiner R”delsf¸hrer" durchgemacht hatte. Und um die Verdeutlichung des etwas merkw¸rdigen Ursprungs seines politischen Engagements, und um mehr nicht. Die Beschreibung seiner Berufung zur Kunst problematisiert Hitler, indem er von den Konfrontationen und Kollisionen mit seinem Vater und seiner Mutter berichtet. Kunst befindet sich f¸r ihn in der emotionalen Sph”re des 'insex'. Tod, Tr”ume und Liebe sind die Begriffe, die die Kunst umgeben. Die verbotene Verlockung ist der Inzest, und was er beschreibt ist seine Version der ÷dipustrag–die. Erst nach dem Sieg ¸ber das Elternhaus kann er die Kunst beiseite schieben und den Kampf um das Europ”ische Haus beginnen. Zur¸ck zu Mein Kampf. Der Vater weigert sich, seinen Sohn von der Beamtenschule zu holen und anstatt dessen auf eine Kunstakademie zu schicken, "besonders (weil er) die Ernsthaftigkeit meiner Absicht f¸hlte". Sein Vater verstand nicht, was damit nicht stimmte, aber intuitiv begriff er das nur allzugut und roch den Braten. Weil der Vater selbst eine Sache von Leben und Tod daraus macht, - "Solange ich lebe, niemals!" -, bleibt ihm also nicht anderes ¸brig, als daþ er stirbt. Und so geschah es. Der Vater hatte mit seinem Leben f¸r die Versperrung des Weges zur Mutter geb¸rgt, und jetzt, wo er abgekratzt ist, kommt die Mutter an die Reihe. Anf”nglich weigert sie sich und beweist so ihre Treue zum Vater. Als es Hitler klar wird, daþ er nicht auf diese Weise der Mutter groþer Bub sein kann, ersinnt er die List, wiederum der Mutter kleines B¸bchen zu werden. Er wird ernsthaft krank, ein "schweres Lungenleiden" nota bene. Vielleicht TBC, muþ die Mutter gef¸rchtet haben. Damit zwingt er endlich Mams in die Knie. Er darf "Maler, Kunstmaler" werden. W”hrend seines Krankenlagers erlebt Adolf "die gl¸cklichsten Tage, die mir nahezu als ein sch–ner Traum erschienen". In der Tat, nahezu, denn durch seine Berufung zur Kunst f¸hrte er sich selbst an der Nase herum: der sch–ne Traum war etwas zu sch–n. Es mag zwar bereits ein Makel an seinem Kunsttraum kleben, trotzdem ist Hitler ¸bergl¸cklich, daþ die Mutter sich seine neue zuk¸nftige gesellschaftliche Position vorstellen kann. Als K¸nstler wird er f¸r sie die Rolle erf¸llen k–nnen, die der Vater, r¸stig wie er war, dennoch versagte. Aber dann bekommt Hitler eben den empfindlichen Klaps. Er wird - wie er selbst sagt - zu Unrecht von der Kunstakademie abgewiesen. Sein Talent zum Zeichnen wird v–llig verkannt. Die Wiener Herren sorgen so daf¸r, daþ Adolfs wahre Beziehung zu seiner Mutter eine der Schande wird. Adolf ver-sagt als Mann und bleibt Kind. Die Mutter nimmt sich dieses Drama sehr zu Herzen und stirbt. Damit geht eine "lange, schmerzhafte Krankheit" zu Ende. Aber die Ehrlichkeit gebietet, dem hinzuzuf¸gen, daþ die Krankheit von Beginn an wenig Aussicht auf Genesung geboten hat. Eigentlich war der schlimme Ablauf schon die ganze Zeit darin angelegt. Die Berufung zur Kunst war n”mlich schon immer ein Kunstgriff, um mit dem Vater zu brechen. Wie auch immer, die Mutter verk–rpert weiterhin die 'insexuellen' Begierden, die Hitler nun eben in die Kunst projiziert hatte. Mit ihrem Tod ist Hitlers Kunstlaufbahn gesichert und er kann mit dem k¸nftigen k¸nstlerischen Erfolg beginnen. 2. Nat¸rlich will Hitler mit seinem Bericht ¸ber "die dauernde Streitfrage des v”terlichen Hauses" zuallererst klar machen, daþ er sicher keine einfache Jugend gehabt hat. Er wollte n”mlich etwas anderes sein als der Vater. "Ich wollte 'etwas' werden, allerdings - auf keinen Fall Beamter.". Das Publikum soll wissen, daþ sein Charakter im Kampf um das Ideal entstanden ist. Zugleich deutet er wiederholt an, daþ das Publikum bei 'Maler' unwillk¸rlich an 'Dekorationsmaler' denkt. Damit trickst Hitler seine Leser ("nicht die Fremden, sondern die Anh”nger der Bewegung") gleich aus, denn die k–nnen sich unter 'Kunstmaler' nicht viel anderes vorstellen, als einen Bohemien, der nackte Weiber auf die Leinwand pinselt. Der Fanclub bekommt damit die falschen verbotenen Gedanken gereicht. Obwohl der Bericht ¸ber seine Jugend durch und durch inzestu–s ist (und aus diesen Gr¸nden spannend), kann die Leserschaft sich dessen nicht bewuþt werden, weil der Gedanke an Hitler als Muttificker blockiert wird durch den an den Groþen F¸hrer als Nacktmaler. So entsteht ein multiplier- Effekt: das eine Verbot wird verst”rkt durch das andere. Die Kunst verdeckt die 'insexuelle' Verf¸hrung und produziert zugleich Assoziationen ¸ber den Maler und sein Modell. Die schmutzigen Gedanken an Mutter und Modell machen so unl–sbar Teil von Hitlers Kunstauffassung aus. An Kunst darf kein Schmutz haften, sonst kommt die Schweinerei nach oben. Kunst muþ sch–n sein. Der Schmutz und der Dreck sind bedrohlich und daher ist die M¸llverbrennung im Interesse der Kunst. Die propagandistische Wirkung dieser Operation unter der G¸rtellinie des Bewuþtseins ist der, daþ Hitler als sauberer, reiner und gel”uterter Mann erscheint, der Bewunderung verdient. Er schafft es, sich aufrecht zu halten, auch wenn er R¸ckschlag auf R¸ckschlag verkraften muþ. Die schmutzigen Hintergedanken verschwinden hinter dem strahlenden Bild des Groþen F¸hrers, welches er mit seinem Kunstideal heraufbeschw–rt; sie bleiben undenkbar, aber werden dennoch in das assoziative Potential der Bewegung und ihres Vernichtungsdrangs aufgenommen. Hitler beschreibt die Adoleszenz nicht als eine –de Periode, an der nichts dran war, weil man nichts durfte und nichts konnte, sondern als ein durch den Allerh–chsten gelenkte L”uterungsphase. Hitlers Miþerfolge erweisen sich im nachhinein jedesmal als Triumphe. Vater, Mutter, Akademie, die G–ttin der Not: es zeigt sich, daþ alles durch die Vorsehung gelenkt ist, um Hitler an die Macht zu bringen. Die h–heren M”chte bringen ihn jedesmal auf einen Weg, dessen Bedeutung ihm erst im Nachhinein klar wird. "Daþ ich meine Studien auf dem Gebiet der Baukunst nicht vernachl”ssigte, ist selbstverst”ndlich. Daþ ich nebenbei auch noch das gr–þte Interesse f¸r alles, was mit Politik zusammenhing, besaþ, schien mir nicht viel zu bedeuten. Im Gegenteil; dies war in meinen Augen ja die selbstverst”ndliche Pflicht jedes denkenden Menschen ¸berhaupt." Eine selbstverst”ndliche Nebens”chlichkeit verwandelt sich in eine allesbeherrschende Fixierung. Adolf wird vom Kunstmaler zum Baumeister und schlieþlich zum Volksf¸hrer, und alles aus der H–he gelenkt. Doch zugleich mit der Erweiterung seines k¸nstlerischen Denkschemas erweitert sich auch der Bereich und das Potential von unbewuþter Schmutzigkeit. Alles was auch nur von Ferne an das insexuelle Kunstwerk appelliert, den weichen Daunen des –dipalen Konflikts, vervielfacht sich auf der imagin”ren Fl”che und nimmt monstr–se Formen an. So setzt das Ðberwesen die Opposition des Unterwesens voraus und der Endkampf wird unvermeidlich. Sch–nheit schmarotzt im Faschismus vom Schmutz. Sch–nheit ist ein aktiver Prozeþ, kein auf sich selbst beruhender Wert. Sie ist immer dasjenige, was von negativen Flecken gereinigt ist. Sie kann sich als positiver Beitrag nie vom Schrott losmachen. Der wahre K¸nstler reinigt sich in seinem Sch–pfungsdrang. Der schlechte Gaukler dagegen kleckert mit seinem eigenen Schmutz und besudelt damit das Publikum. Hitlers Vorliebe f¸r die griechische Kunst ist dann auch hygienisch. "Ein verfaulter K–rper wird durch einen strahlenden Geist nicht im geringsten ”sthetischer gemacht. Was das griechische Sch–nheitsideal unsterblich sein l”þt, ist die wundervolle Verbindung herrlichster k–rperlicher Sch–nheit mit strahlendem Geist und edelster Seele." In Mein Kampf folgt gleich auf eine Passage ¸ber den Kampf gegen die Syphilis eine Abhandlung ¸ber die geistige Prostitution des Kubismus, Dadaismus und Futurismus. Hitler sieht in der modernen Kunst nur Schweinerei. Hinter seinen Schimpfw–rtern steht eine typische Logik, in welcher der Schmutz der bolschewistischen Kultur schlieþlich das deutsche Volk vernichtet, und zwar mit Absicht. Das Ðbel wird immer schlimmer: "Schmutz, Besudelung, ¸berall stoþen wir auf Keime, Infektion, krankhafte Wucherungen, Miþgeburten, verkommene Menschen, Halluzinationen von Geisteskranken, Zersetzung unserer allgemeinen Kultur, Kulturschande, innerer Zerfall, geistiger Wahnsinn, Verprostituierung der Kunst" und schlieþlich "die Vergiftung des gesunden Instinktes unseres Volkes". Der Schmutz der entgleisten Kunst s”ht Tod und Verderben unter die germanischen Menschen. Die schmutzige Kunst macht sie kr”nker, niedriger, woll¸stiger usw.; die saubere Kunst macht sie besser, reiner, h–her usw. Dem Volke widerf”hrt die Kunst und es ist nicht imstande, selbst zu urteilen. Kunst zieht das Volk entweder herunter oder erh–ht es. Im Verh”ltnis zur Kunst ist der Mensch daher immer krank. Der Mensch ist im Hinblick auf das Kunstwerk nur zu fiebrigen Halluzinationen imstande. Die Verf¸hrung kann in der Genesung inszeniert werden. Die Sch–nheit ist dadurch auch ein Traumzustand par exellence. Das Sehen, Erleben, F¸hlen, Erfahren eines Kunstwerks l”þt den Betrachter wie in einen Traum geraten. Das Kunstwerk ¸berw”ltigt ihn, spricht zu ihm, l”þt ihn bereits etwas von der Ewigkeit erleben, die vollkommene Harmonie, das Nichts und das Alles, die pure Ekstase. Jedes Gef¸hl f¸r Wirklichkeit geht verloren, denn jeder Gedanke, der durch das Kunstwerk gekitzelt wird, ist einer an verbotene Dinge. Aus dieser Verwirrung kann er nur auf Befehl des F¸hrers zur¸ckkehren, der, durch die Vorsehung geleitet, weiþ wo er hin muþ (irgendwo beschreibt sich Hitler selbst als "Schlafwandler"). Die sch–ne Kunst dient der Gesundheit. Sch–nheit steht im Dienste des K–rpers. Das sinnliche Erleben hat immer k–rperliche Wirkungen, aber im Rahmen der Sch–nheit sind diese Nebenwirkungen kein Ziel, sondern Heilmittel. F¸r Hitler bedeutet diese Ÿsthetik vor allem eine St”rkung seines Willens. "Dem verdanke ich, daþ ich hart geworden bin und hart sein kann" (die phallisch Eingestellten werden dieses Zitat auf ihre Weise interpretieren). Gesunde Kunst, von welcher positive Wirkungen ausgeht, ist immer faschistisch, in welcher Gestalt sie sich auch pr”sentiert. Es ist immer der Tod, der das Glockenspiel der Sch–nen K¸nste bespielt. 3. Die Idee der sauberen Kunst bildet sich im Kampf gegen die inzestu–sen Verlockungen und ist daher eine inzestu–se Kopiermaschine. Die Frage f¸r den historischen Antifaschismus war, wie diese fatale Vervielf”ltigungsmaschine angehalten werden kann. Der Antifaschismus hatte keine Bedenken gegen die Schmutzigkeit der bolschewistischen Kultur. Er hat auch die Kunst nicht als Wundermittel gegen die Reaktion eingesetzt. Die Antifa-schisten agierten lieber konkret als kulturell, und, erhaben oder nicht, ihre Kunst war per Definition antifaschistisch. Hitlers Bewegung war sch”dlich f¸r die Volksinteressen und ihr Groþer Verf¸hrer war selbst krank. Die Antwort, die Wilhelm Reichs Sexpol gab, scheint zutreffend. Er entlarvte die Wirkung des Unbewuþten als die Kraft, die das Gef¸hl und den Verstand r¸ckkoppelt, sodaþ Rausch und Verf¸hrung auftreten. Diese Ekstase ist unpassend, so Reich, denn sie soll innerhalb der Ufer der Sexualit”t bleiben. Einmal dort herausgetreten ist sie ungesund, pervers, sch”dlich und politisch verh”ngnisvoll. Die Ekstase kann nur ¸berlaufen, wenn der Sex behindert wird, durch schlechte Unterkunft, rigide Moral, Tabuisierung von Pr”servativen oder anderem Aufkl”rungsmaterial. Daher predigt Reich auch den sauberen Sex des gesunden Orgasmus, dann bleibt die Ekstase auf den weichen Daunen lokalisiert und braucht daraus nicht losgerissen zu werden, um in der Welt des Elends und der Armut herumzuirren. Doch auch Reich ger”t in Verf¸hrung durch das Kunstst¸ck, das er zuwege bringen will. Er will die Menschheit von einem –dipalen Drama erl–sen, das auþerhalb der Einbildung nie stattgefunden hat. Er folgt einem paranoiden Parcours; er unterstellt eine Wirklichkeit, die es nicht gibt, und richtet die Wirklichkeit darufhin darin ein. So ver”ndert sich die Wirklichkeit in eine sexuelle Einrichtung, aus der alles Ðbel, alle sexuelle Schmutzigkeit verbannt ist. Reich kn¸pft an seine Therapie die paranoiden Erwartungen, daþ nicht nur der Faschismus durch gesunde Orgasmen verhindert werden kann, sondern auch Herz- und Gef”þkrankheiten, Krebs, Schizophrenie und Rheuma. Auch Reichs –dipales Kunstwerk stellt die Sch–nheit in den Dienst der Gesundheit; er k”mpft gegen die Perversionen, die verdrehter Sex hervorruft. Daþ (darum) Reichs Therapie nichts taugt, ist gleichg¸ltig. Man muþ ihm zubilligen, daþ er sich nicht bewuþt ist, daþ er befangen bleibt in der fatalen Verbindung von Sch–heit und Perversion. Das gesunde Denken von Reich setzt sich in unserer Zeit in der Heilslehre des New Age fort. Der antifaschistische Kontext hat der Arbeit an den eigenen Hemmungen und Blokaden Platz gemacht. Er hat sowohl kosmische und holistische Pr”tentionen, als auch individuelle Anwendungen, bei denen sich alles um Gl¸ck und Erfolg dreht. Das gesunde, energische, dynamische, aufgeweckte Leben ist dessen Ausdruck. Sogar Krankheit wird positiv gemacht, indem sie zum Teil des Heilungsprozesses durch den eigenen Willen gemacht wird; man ist nicht krank, weil es einem widerf”hrt, sondern weil man es unbewuþt wollte, und im Prinzip ist das gut so und man muþ sich dem hingeben, um daraufhin etwas dagegen tun zu k–nnen. So macht der pers–nliche Allergiemix klar, welche individuellen Kennzeichen der eigene K–rper hat. Gl¸ck ist immer das eigene Gl¸ck. Sch–nheit ist im New Age ein ”uþerliches Vorzeigen der visuellen positiven Ausstrahlung. "Ich f¸hl' mich sch–n, ich bin sch–n, alles ist sch–n." Diese Sch–nheit ist in der westlichen Welt in hohem Maþe k¸nstlich und fragil. Auf Reisen, im Milieu der Natur, trifft man noch die pure Sch–nheit der ungek¸nstelten Einfachheit an, die eine nostalgische Sehnsucht nach einer elementaren Harmonie hervorruft. Gegenw”rtig ist diese nur noch in entlegenen Winkeln der Dritten Welt anzutreffen. Hinter Elend und Armut verbergen sich positive Werte, von denen wir etwas lernen k–nnen. Innerhalb des positiven Denkens ist der Schmutz unertr”glich und wird getrennt eingesammelt. Die Einfachheit ist das Restprodukt, das von allem sie umgebenden Plunder befreit ist: "Verbessert die Welt, beginne bei deinem eigenen Schmutz." Das negative Denken operiert innerhalb des undeutlichen Gebiets der unvermeidlichen Vermischung von Schmutzigkeit und Sch–nheit. Darinnen ist nichts sicher und alles ist vage. F¸r das positive Denken ist dies das Ðbel und die Geisteskrankheit par exellence. Keine ausgesprochenen Meinungen oder Gef¸hle, die Weigerung, diese selbst haben zu wollen, ist ein Zeichen von psychischer Unreinheit durch eine unverantwortliche Vermischung von Grenzen, die nirgendwohin hin f¸hrt. Das negative Denken f¸hlt keinen Drang, sich f¸r kranke Kunst stark zu machen. Das negative Denken l”þt sich per Definition nicht fest-legen, es ist immer etwas nicht, steht immer neben dem Gegenteil oder behauptet es mit groþer Geruhsamkeit, es ist das abtr¸nnige Denken, das nichts taugen will und dem eine gewisse Inkonsequenz nicht abgesprochen werden kann. Frage das negative Denken nie, wof¸r, sondern einzig wogegen es ist, denn es ist f¸r nichts und gegen alles und jeden.