VAGE MEDIEN "The magna of culture: confused traditions, mono-opinions, in- consequent discourses and quasi-argumentations. " Alex in xuxem Vage Medien gehen nicht auf Erfolg ein. Sie erreichen ihre Ziele nicht. Sie folgen nicht dem Modell der Agumentation, sondern der der Infektion. Einmal eingetuned hat man the atti- tude. Das war aber nie so gemeint:Vagheit ist kein Ideal, es ist der h–chste Grad der Abstaktion. Das Verm–gen, konkreten Fragen aus dem Wege zu gehen wird kombiniert mit einer Ant- wort, der jede Tiefensch”rfe fehlt. Deshalb erscheinen vage Medien immer diplomatisch und anst”ndig. Ihre Gesellschafts- kritik k”mpft mit einem schwankenden Weltbild. Die Krise f¸hrt nicht zu etwas Neuem, sondern geht langsam ¸ber in das Ver- fl¸chtigen des Problemfeldes. Es kommt kein Zweifel auf, er ist der 6. Sinn. Die Sinnlosigkeit der Existenz macht alles zu einer sinnvollen Besch”ftigung, die, wenn man will, jeder Zeit abgebrochen werden kann;somit wird nie etwas fertig. Hier wird nicht gearbeitet;man widmet sich dem An-und Abmontieren unbe- stimmter Objekte und Projekte. Das liquide Dasein der Vage- Medienmenschen kristallisiert nie zu einer wohlumschriebenen Gestaltung aus. Wenn Start-und Endpunkt auþerhalb des Blick- feldes sind, kann die Existenz in aller Ruhe gelebt werden. Da die Vagos den Zeitfaktor abgeschaltet haben verstreuen sie ihre Konzentration ¸ber eine beliebige Zahl von Lebensjahren und erscheinen ihre Sendungen nur noch auf einer homeopathi- sche Frequenz. Sie sind aber deshalb nicht weniger anwesend. Vage Medien h”ngen nicht an einem Netz, das aufgebaut und auf- recht erhalten werden muþ. Die Linien des Netzes haben sich in einen Nebel mit astraler Qualit”t aufgel–st. Die Distribu- tionsfrage ist ein Angebot des Zufalls geworden, das reiþenden Absatz findet. In dieser postatomaren Betriebskultur ist die Unsicherheit die Grundlage der Effizienz. Die Unzuverl”ssig- keit bez¸glich Termine und Absprachen ist keine Folge von an- deren Besch”ftigungen, sondern Zeichen des guten Willens. Der Bereich der M–glichkeiten wird zu jeder Zeit, in jeder Situa- tion, offengehalten. Es herrscht die Bereitschaft, in alles involviert zu werden. Das k–nnte eine Begegnung sein, oder eine Fete, oder ein Unfall. Parallel zu transparenten Gesell- schaft entfaltet sich eine Wolke der vagen Strukturen, in der das 'Ich' sich auf Brownsche Art fortbewegt. Diese Nichtlinea- rit”t spottet dem rhizomatischen Dogma, das ein endloses Durchschalten vorschreibt. Die Tolpatscher folgen keinen Win- dungen, sondern stolpern von einer Diskontinuit”t in die ande- re. Hier gibt es weit und breit keine B”ume oder Wurzeln. Der verkappte Fortschrittsglaube der Ver”stelung hat in den vagen Medien einem Blick auf das beschlagene Fenster der Ewigkeit Platz gemacht. Die ungezielten Reaktionen sind eine zeitweili- ge Verdichtung der zuf”lligen Verteilung von Teilen, die in dem vagen Ÿther herumirren. Jede Ordnung, die in diesem Chaos entdeckt wird, kann den Insider nicht fesseln. Der blendenden conspiracy wird eine Weile zugeh–rt und anschlieþend wird sie wieder vergessen. Vage Medien sind nicht zu verstehen. Ihre 'fuzzy logic' fru- striert die Interpretatoren, die eine Deutung oder Doppeldeu- tung suchen. Das Ergebnis ist ein flockiges Zeichen mit einem Informationswert von 0, 34 oder 2, 74. Es wird nichts ver- tuscht oder verdreht. Man weiþ einfach nicht genau und das kommt an. Nichtdestotrotz bekommt der Andere gen¸gend Platz, um seine revolution”re Botschaft 'r¸berzubringen. Keine Spur von Daten- angst. Der historische Ausflug ist eine schwere Anstrengung, die man gern macht, obwohl die Geschichte der Vagheit noch auf einen Autor wartet. Es gibt noch eine Menge schemenhafter griechischer Philosophen und weniger klarer Theologen, die ge- rade ihr Statement nicht geschafft haben oder geniale Maler der Renaissance, die nicht ganz zur Geltung gekommen sind, neuzuentde Der B-Film ist dem Schund schon l”ngst entron- nen und es wird ihm geradezu in die Augen geschaut und es gibt keinen Grund, warum das nicht auch den B-Denkern, der B-Lite- ratur und aller anderen Kultur mit unlesbarem K passieren k–nnte. Bestimmte historische Gestalten haben ihre nat¸rliche Umwelt in den vagen Medien gefunden:Mao, Gysin, Manson, Reich, Jesus, Debord, Meinhof, Fromm, Hitler, Hendrix, Castaneda, Goldman, Marley, Langstrumpf, aber auch Kochb¸cher, Waffen, Kinderzeichnungen, Hexen, Blut, Todesmasken, und immer wieder Tiere. Hauptsache zerschnitten, ¸berladen mit Text, voll und d¸ster, mit heftigen und schwarz-weiþ Illustrationen. Das vage Medium als Objekt und der Vago als lenkendes Subjekt sind unzertrennliche Partner. Der getr¸bte Blick beider beugt dem Auseinanderwachsen von Mensch und Medium vor. Klarheit entsteht erst, wenn ein Subjekt sich erfolgreich von einem Ob- jekt trennt und sich selbst damit ¸berfl¸ssig macht. Vagheit ist keine Strategie, sondern ein biþchen Medienstil. Die dazu geh–rende roh-verschwommene Gestaltung ist kein Mangel an Kon- zept, sondern eine essenzialistische Vorgehensweise oder so. Medien werden nicht als Wohnung oder Bekleidung benutzt, son- dern als dauerhafte Nahrung, von der man noch lange leben kann. Medien, Wohnungen und Kleider werden erst interessant, nachdem sie jeden Tausch- oder Nutzwert verloren haben und nie mehr jung, gem¸tlich, flott oder k¸hn, kurzgesagt, modern werden k–nnen. Durch die Abwesendheit des 'Wir-Gef¸hls', das kenn- zeichnend ist f¸r Modewellen und Bewegungen, erkennen vage Personen das Fremde sofort als etwas Vertrautes und das Norma- le als etwas Unbekanntes. Sie sind, ohne es zu wissen, durch die 'doors of perception' hindurchgegangen und schaffen es nicht, zu entdecken, was nun so normal ist an der Normalit”t. Das erkl”rt ihre Wut gegen alles und jeden, die ihnen etwas aufdr”ngen wollen, das nun einmal zu unserer komplexen Gesell- schaft geh–rt. Ihre Emp–rung ist nicht heilig, sondern entl”dt sich ungehemmt und ist wieder vergessen, bis zum n”chsten Aufprall. Ohne un- verantwortlich sein zu wollen, weisen sie jede Verantwortung zur¸ck. Sie sind die Johnsons in einer Medienscape voller shit- heads und unterschreiben das Motto:"Mind your own busi- ness and let other people mind their own business". Ihre ein- zige Angriffswaffe ist der Boykott, das aktive Ignorieren des Feindes: Raucht keine... Kauft nicht bei... Reise nicht nach... Trinkt keine... Kein Sprit von... Der Erfolg dieser Kampagnen ist, daþ die Aktiven eine unm–glichen Moral aufge- halst bekommen. Vage Medien sind nicht out of focus, schlecht gedruckt, oder amateurhaft montiert, oder doch. Ihr technisches apriori ist felsenfest. An der Erscheinung ist jahrelang gebastelt worden. Nur, die nebul–se Medien betrachten sich nicht als Produkt, sondern als Sph”re. Es ist wesentlich schwerer, eine Wolke aufzuziehen als eine Hype, die von flitzenden Kontakten aufge- blasen wird. Alle Informationen werden zugelassen in der Di- mension, in der es keine Unterschiede gibt zwischen rotem Fa- den und ¸berfl¸ssigen Nebensachen. Overload entsteht nicht, denn der Zeitfaktor ist unbegrenzt und Chaos ist Teil des Weltr”tsels. Den Unterschied zwischen Ger”usch und Information gibt es nur, wenn man es eilig hat. Das Erscheinen diesiger Medien ist Folge einer Aufr”umaktion des eigenen Archivs. An- ders als die M¸llsammler, die die M¸llkippen auf der Suche nach Sachen, die wieder in Umlauf gebraucht werden k–nnen, durchstreunen, durchsuchen die Schundsender die ÷ffentlichkeit mit Engelsgeduld auf Material, das ihre Privatkippe bereichern k–nnte. Auch hier gilt das Gesetz von Grassmuck-Unverzagt:M¸ll kan man umr”umen, aber nicht vernichten. Die laufende Unter- suchung der Semiwissenschaft ist nur aus Quellen zusammenge- setzt und l”þt sich nicht von Ðbersichten, summaries oder Schluþfolgerungen ablenken. Vage Medien bekennen sich zu der Lehre von Claude Shannon, die besagt, daþ Meinungen nur als Information lesbar seien. Ihre Pr”ferenz f¸r ausgerissene Zei- tungsphotos betrachtet diese nicht als Illustration oder als Kunst, sondern als eine Sammlung m–glicher Bedeutungen, von denen nicht eine dominiert. Auch starke Zeichen, wie Sterne, Haken und Kreuze, die st”ndig auf ihren Seiten und Frequenzen auftauchen, haben diesen Charme. Sie sind, wie die Kaffeesatz- medien, gleichzeitig maximal und minimal abstrakt. Vage Medien betrachten Bedeutung als etwas, das der Benutzer selber ausf¸llen soll. Die unscharfe Beziehung von Zeichen und Be- deutung ist f¸r sie eine soziale Errungenschaft. Vage Medien sind nicht besonders obsessiv oder passioniert, sondern kehren immer wieder zum gleichen Punkt zur¸ck. Wo sou- ver”ne Medien auf Entdeckungsreise sind, zelten die vagen Me- dien f¸r eine unbestimmte Zeit, oder h”ngen endlos herum. Das Universum finden sie ¸berall, Mobilit”t ist keine Notwendig- keit. Das gr–þte R”tsel f¸r vage Medien ist das eigene Funk- tionieren. Dieses existentielle Moment sorgt daf¸r, daþ keine Ÿuþerung eine definitive, unantastbare Form bekommt, aber im- mer von etwas handelt. Die travellers des 'terrain vague' fin- den den Weg in wastelands, wo hot-spot Touristen sofort heru- mirren. Vage Medien richten sich nicht nach Formen, sondern nach der Leere zwischen den Formen und die sind ewig. Deshalb werden sie die vielen auf-und untergehenden Medien locker ¸berleben.