Aus den Schatzkammern der Netzkritik Geert Lovink/Pit Schultz "It is from passions that all our pleasures are dirived. Criticism is one such passion." Walter Wolf Abstract Der Zwischenbericht zur Netzkritik beginnt mit einer kurzen Kulturgeschichte der Cyberkultur, geht ueber zum Reentry der Massenpsychologie, beschaeftigt sich mit den in diesem Buch diskutierten Theorien zur Hard und Software der Gesellschaft, findet ein empirisches Anschauungsobjekt in biographischem Material der Netzbenutzer und fragt anschliessend nach der politischen Wunschoekonomie des Cyberspace und ihrer Nebenwirkungen, um schliesslich an der Netzmauer inne zu halten und um ein Nachwort zu ringen. Die drei Stufen der Netzkultur Die bisherige Genealogie der Netze kommt sehr gut ohne eine Studie ihrer Benutzer aus. Es ist ueblich das Netz und dessen soziale Architektur in Struktogrammen und algorithmischen Graphen zu denken und zu beschreiben, seine Entwicklung an Datierungen und Namen vor allem militaerischer Herkunft festzumachen und die Austreibung des Sozialen aus der Sozialwissenschaft zu vollenden. Wird der Computer zum Medium der Subjektlosigkeit, so ist die Produktion von Objektivitaet quasi automatisch gegeben. Diese Form von posthumanistischer Computerkultur macht es schwer sich benutzerorientierte, innovative Erzaehlformen und Metaphern fuer eine breite Anwenderschaft vorzustellen. Das Soziale ausserhalb der Technik zu denken, produziert seine ganz eigenen Nihilismen: Das Netz als dezentriertes Subjektivierungs und Kontrollorgan, als Kriegsmaschine und Moloch der Hochfinanz, in einem Fall ist das Geld im andern ist der Krieg Vater aller Netze. Foucault mailte uns: "Macht organisiert sich in Netzen", auch er weigerte sich die Technik als Hardware allein zu betrachten. Stattdessen ermoeglicht die Historisierung und Konstruktion einer Netzkultur ein praeziseres Verstaendnis des eigenen Standpunkts hin zur Erweiterung von Handlungsspielraeumen und der Entwicklung von Strukturzusammenhaengen, die nie nur Software oder Standards beinhalten, sondern ihre eigenen subjektiven, aesthetischen und gesellschaftlichen Entscheidungsprozesse modellieren. Die Aktualitaet der Mentalitaeten ueber die Geschichte des 21. Jahrhunderts hinaus, die Sprachspiele der Subjektgruppen und ihrer Maschinen-milieus, der Anwender und ihrer Begierden, formt eine Welt ausserhalb der Denkfester der Akademien, welche fortan Wahrheiten aber keine Wirklichkeiten produzieren. Die Aufgabe der Netzkritik, verhaftet im Hegemonialen der Hypertexte, besteht darin, die immensen Fluktuationen und Geschwindigkeitsunterschiede zu ueberstehen, um eine negative Pragmatik zu entwickeln, die auf die Verfeinerungen der reinen Theorie leider verzichten muss. In der kurzen Geschichte der Rechnernetze als sozialer Prozess unterscheiden wir drei Phasen des Wachstums: Phase eins, 69-89, wurde gepraegt durch die Vernetzung von Grossrechnern in Militaer, Wissenschaft und Grossfirmen. Diesem Gefuege entwaechst die antagonistische Uebergangsgestalt des jugendlichen Hackers, der sich das technische Geheimwissen aneignet und gleichzeitig dessen Regeln vervollkommnet und weitergibt. Das Taos des Packet- switching, die Philosophie von Unix, die heiligen Hallen von Berkely, freier und von jedem lesbarer und erweiterbarer Quellcode. Die Wizards sind die erste und ideale Benutzergruppe, denen kein Problem fremd ist, man findet sie vorwiegend an instabilen Prototypen beschaeftigt, deren Zweck oft in ihrer Entwicklung/Benutzung selbst liegt. Die expandierende Subkultur der Cyberpunks wandte die urspruenglich fuer die scientific community entwickelten Werkzeuge von Nettiquette, Unix, Usenet, ftp, gopher, wais und e-mail, erfolgreich auf den zivilen Bereich an. Die Oeffnung der Systeme war fuer den Hacker ein Ziel an sich, wobei die Cyberpunks daraus eine Kultur entwickelten und ihn zur heroischen Gruendungsfigur erhoben. Angelockt durch Literatur, empfindlich gemacht von psychodelische Drogen, auf der Suche nach neuen Bewusstseinsformen und mit der Hilfe von Lo-Tech als Punkelement, trieben sie die technologische Einbildungskraft voran, und schufen aus ihren Schluesselerlebnissen Mysterien, die noch sehr lange die sogenannte Netzkultur bestimmen werden: Eintauchen, Entkoerperlichung, Surfen, Gehirn-schnittstellen, Unsterblichkeit, Allgegenwaertigkeit, kuenstliche Intelligenz, Hybridisierung von Koerper und Maschine gipfeln in der Trinitaet von Cyborg, Cybersex und Cyberspace. Es war ein Projekt des kalten Krieges, der Umwidmung von Militaertechnik zu vielfaeltigen mitunter exzentrischen Forschungszwecken unter Ausschluss oeffentlicher Aufmerksamkeit. Nach der Freigabe des Internets begannen Hacker Internetanschluesse an Cyberpunks zu verkaufen und bildeten Zusammenschluesse von Kleinstunternehmern und Kulturschaffenden, wobei die Rechner der Universitaeten und Forschungsanstalten als Versuchslabors und Ausbildungsstaetten dienten. Unterstuetzt wurde diese Entwicklung vom rasanten Wachstum des PC-Marktes und des dazugehoerigen Hobbyistentums, in dieser Zeit finden auch erste Versuche statt das Internet fuer weitere Benutzerschichten zu oeffnen, es ist die Hochzeit der Gruppenbildungsprozesse, der Ingroups und virtuellen Gemeinschaften, die sich voll ihrer Vorreiterschaft bewusst vorwiegend mit sich selbst beschaeftigen. Hierbei entwickelt sich eine Kultur sozialer Kodierungen wie dem unvermeidlichen Smileys, die weiterhin an die Horden von Neueinsteigern als Rudimente von medialer Sitte und Tradition weitergegeben werde. Durch diese Oeffnung fuer nicht technikorientierte Benutzerschichten begann man erste Schritte zur Kommerzialisierung als Massenmedium einleiteten. Die zweite Phase ist gepraegt durch die Diskrepanz von technischen Mitteln und festen Glauben an ihre Moeglichkeiten. Die Verbreitung des Mythos Internet durch die alten Medien fuehrte zu einer goldenen Zeit des Cyberspace, getrieben vom Geruecht paradisischer Zustaende auf der anderen Seite der elektronischen Grenze. Es ist die Zeit der Formation der virtuellen Klasse, den charismatischen Verkaeufern, den Visionaeren der Maschinenmenschen, der risikofreudigen Jungunternehmer, begeisterten Journalisten und wild entschlossenenen Basisdemokraten, den Net-surf-suechtigen, fruehkapitalistischen Wucherpreisen fuer Web-ratgeber, experimentierfreudigen Medienkuenstlern mit Kontakt zu Programmieren, den Utopien von universal Access und Free Speech, der Stadt als Einstiegsmetapher, kurz: der digitalen Revolution. In dieser Phase liegen auch die Anfaenge der Netzkritik, welche sich speisen aus einem freudigen Befremden ueber "den Willen zur Virtualitaet" und der "californian ideology" des Wired Magazine. Mit den Eckpunkten von Kroker/Weinsteins "Data Trash", Critical Art Ensembles "Electronic Disturbance" und Hakim Beys "Temporary Automonmous Zone" entwickelte sich eine bewusst subkulturelle Praktik der Dekonstruktion der Wunschoekonomie der Netze welche sich bekannte zur Ueberschwaenglichkeit des soeben digitalisierten Begehrens. Nicht zuletzt auf dem gerade eingefuehren World Wide Web findet sich eine Vielzaehl an Ansatzpunkten den Hype moeglichst schnell zu beenden um die Netz fuer sich und seinesgleichen zu behalten. Das allseitige Interesse fuehrt zu gesteigertem Selbst und Gemeinschaftsgefuehl der Netzgemeinde und damit schnell zu ihrem Ende. Der Internethype der vor allem von den Unterhaltungsmedien vorangetrieben wird, scheint ein Mittel die goldene Phase schnellstens in Bilder und Profite zu werwandeln, und auch die Netzkritik nutzt als Ausgangslage die Phlegmatik der Altintelektuellen, waerend sie nach Systeminternen Systemgrenzen sucht und den Herden eines drohenden Technofaschismus. Es ist die Zeit der kurzfristig geplanten Konferenzen und eilig zusammengestellten Sammelbaenden, der Crashkurse in HTML und den anspruchslosen Einfuehrungsartikeln. Eine Avantgarde der male white boys macht mit der Exclusivitaet der Internets Profite aller Art. Den in Scharen einfallenden "suits" wird fuer teures Geld das unendlich langsame World Wide Web vorgefuehrt und der vorrauseilende Ruhm waechst schneller als das Netz selbst. Dieses Sammelsurium von Geruechten und Erwartungen und nicht der Zusammenschluss von Rechnern definiert das Internet in der Zeit von 1990-95. Das Ziel dieses Hypes war es das Neue zu verstehen, einzugliedern, zu zaehmen, zu geniessen und zu regulieren, als verteilter Prozess bereitet es die Vorraussetzung einer neuen Industrialisierung, Ausdifferenzierung und Nutzung des Internets als Massenmedium. Massenpsychologie der Netze "Masses are not held together by a consciousness of common interest and they lack that specific class articulateness which is expressed in determined, limited, and obtainable goals. The term masses applies only where we deal with people who either because of their sheer number, or indifference, or a combination of both, cannot be integrated into any organization based on common interest, into political parties or municipal governments or professional organizations or trade unions." (Hannah Arendt, The Origins of Totalitarism, 1951) Die dritte Phase ist das Zeitalter der Massifizierung der Netze im Hinblick auf die Jahrtausendwende. Das exponentielle Wachstum des Netzes fuehrt nicht nur zur Zerstreuung auf Millionen von Servern, sondern erreicht an bestimmten Stellen und Zeiten eine kritische Masse. Um zwei Uhr Mittags europaeische Zeit, wenn Amerika wach wird, sinkt die Uebertragungsgeschwindigkeit weil die Netzlast steigt. Die Verdichtung der Masse tritt nur dann ein wenn es zu Bildung von 'schwarzen Loechern' kommt. Ihre Verortung kann sich auf Zeit- Raum-Koordinaten beziehen aber auch auf technische bzw. kommunikationsoekonomische Groessenordnungen. Beispiele solcher infrastruktureller Orgien waeren Telefonblockaden, freie Porno- Websites, olympische Spiele, Shell-Boykott, Blue Ribbon Campaign. "Der Drang zu wachsen ist die erste und oberste Eigenschaft der Masse, sie will jeden erfassen, der ihr erreichbar ist." (Canetti) Man nennt es das Moorsche Gesetz (alle 18 Monate verdoppelt sich die Rechengeschwindigkeit) und auf der Softwareebene "Killerapplication", fuer Bill Gates ist es "capitalism without friction" und fuer uns auf der Anwenderebene "kritische Masse". Die relative Unabhaengigkeit der Informationswelt von allen physischen Grenzen verheisst nicht nur ein Wachstum ohne Ende sondern eine nichtlineare Dynamik in verschiedensten Bereichen in denen Informationstechnologie zum Tragen kommt, und die sich durch eine spezifische Unberechenbarkeit auszeichnet. Diese 'spielenden' Massen sind ebenso real wie kybernetisch, ebenso amorph wie verdichtet, ebenso subjektlos wie stimmungsgeladen. Im Gegensatz zur Moderne geht es bei der kybernetischen Masse um abstraktere Modi der Visualisierung als der der Massensymbole, dezentriertere Repraesentanten als den Despoten und dekodierteren Stroeme als denen von Materialien und Kraeften. Der Uebergang zu Modephaenomenen ist fliessend, immer geht es der kybernetischen Masse um Rueckkopplungsprozesse zwischen den Erfahrungswelten wie Stadtraum, Konsumraum, und Informationsraum. Die Clickraten der Userstatistiken orientieren sich noch zu sehr an den Einschaltquoten und Auflagenstaerken der alten Medien, sie verweisen noch zusehr auf die baudrillardsche Agonie der schweigenden Mehrheiten und das viriliosche Verschwinden im Kulturverlust. Eine Oekonomie der Aufmerksamkeit steuert auf die Telepraesenz der labernden Netizens. "Laerm und Zank auf allen Kanaelen: das ist die Ausgangslage." (Bernd Siegert) Alles steuert auf das Rauschen der grossen Zahlen um in die Ordnung der kleinen Zahlen umzukippen. Der Einzelne und sein PC moechte der Oede und Weite der unwirtlichen Netzlandschaften entkommen und sucht Zuflucht unter Seinesgleichen. "Der Instinkt der Herde schaetzt die Mitte und das Mittlere als das Hoechste und Wertvollste ab: die Stelle auf der die Mehrzahl sich befindet" (Friedrich Nietzsche) "It's fucking plastic!" (Orphan Drift) Die endlose Zersplitterung in Zielgruppen, Minderheiten und Subjektivierungen, entdeckt und erzeugt von der Erforschung und Verfeinerung der Maerkte, um die Kunden ganz direkt anzusprechen, und durch massgeschneiderte Massenprodukte zu immer neuen Kaeufen aufzupeitschen. Die Aesthetik des perfekten Medienprodukts ist 'absultely no-content' (www.jodi.org), reine Dauer, Beteiligung und In-your-Face-Interaktivitaet. Eine solche Narrativitaet die eher den Plateauxs der Plattformspiele, den Dungeons der Online- Labyrinthe, den Fluchten und Welten der SimWorlds folgt, muss die etablierte Hochkultur in Verlustaengste stuerzen. "Der scheinbar unaufhaltsame Abstieg des Menschen von den alten manischen Hoehen zur unversellen selbstzufriedenen, semidepressiven Selbstzufriedenheit. Wer koennte heute leugnen, dass das Medienzeitalter zu einem Triumph der entgeisterten Vitalitaet gefuehrt hat - orientiert am Leitbild sportlich-musikalischer Grenzdebilitaet? Der letzte Mensch: der Passant vor einem Mikrophon." (Peter Sloterdijk, Weltfremdheit, 1993) Die Vorbehalte vor einer Demokratisierung der Medien und dem damit einhergehenden Kulturverfall sind vielleicht noch immer gepraegt vom Modell feudalistischer Machtrepraesentation von Kunst, Kirche und Hofstaat. Kulturkonservativismus stellt innerhalb der rapiden Veraenderungen ein virtuelles Bollwerk gegen die anonymen, fluiden Kraefte des Info-Kapitalismus bereit, in das sich die unentschiedenen unter den priveligiert Unzufriedenen fluechten koennen, um dennoch am 'rat-race' teilnehmen, ohne sich wirklich politisch zu engagieren. Wir haben gehoert, im Zuge von Flexibilisierung, Globalisierung und Verschlankung haben die Managementberater mehrfach Abschied von der Massenproduktion genommen nur um neue effizientere Formen der Massenproduktion einzuleiten. Der Unterschied zwischen Fordismus und Postfordimus bestaende in der Verbreiterung der Produktpalette um flexibler auf die Individualisierungswuensche der Verbraucher eingehen zu koennen. Doch wird hier nur ein Bruch eingefuehrt um die Moeglichkeit einer Widerholung der Moderne (einer zweiten Industrialisierung, Vermassung, Maschinisierung, Deterritorialisierung, Urbanisierung) zu verneienen, soziale Konflikte abzubuegeln, die aus Massenarbeitslosigkeit und Rationalisierung hervorgehen, die eigene Dienstleistungs-Wohlstands-gesellschaft, vor den Einbruechen von Aussen und Gestern zu schuetzen. Allen voran darf es keine Prozesse intelektueller und emotionale Organisation grosser gesellschaftlicher Gruppen unter politischem Vorzeichen geben, gerade wenn die Moeglichkeiten ihrer Beschleunigung und Konzentration durch digitale Vernetzung sich potenziert hat. Man fluechtet in esotherische Metaphern der mentalen Oekologie und spricht von Netz-natur und Global Brain, nur um hoehere Entitaeten zu finden auf die man den eigenen Handlungsdruck abwaelzen kann. Deutlich wird durch die Zusammenschaltung der kommunikativen und kognitiven Produktivkraefte, dass es vor allem der psychische Apperat und seine Macken ist, der sich in den Netzen massenhaft ausweitet. Vor etwa hundert Jahren (1895) begonnen von Gustav Le Bon, hat die Massenpsychologie die urbane amorphe Masse im oeffentlichen Raum, auf Strassen und Plaetzen als Untersuchungsobjekt entdeckt, da sie eine konstante Bedrohung auf die Wohlhabenden ausuebte. Zur Zaehumg und Kanalisierung der ungerichten Masse, ihrer Arbeitskraft und Destruktivitaet bedurfte es einer Lehre der Formen und der Genesen, der Lenkbarkeit, Leitung und Motivierung. Freud, Jung, Reich, Kracauer, Adler, Ortega-y-Gasset und Hermann Broch versuchen entlang der Kriege und Krisen des fruehen 20. Jahrhundert dem Irrationalen, Bedrohlichen, Impulsiven und Inkonsequenten der Menschenmassen gerecht zu werden, Produkte von Industrialisierung und Grossstadt. Unter dem Einfluss von Autoren wie David Riesman, Daniel Bell, Alvin Toffler und Alain Tourraine loeste sich die Disziplin der Massenpsychologie in eine formelle Analyse der Sozialpsychologie, der Markt und Kommunikationsforschung, cultural studies und der Individualpsychologie auf. Der Begriff der Masse wurde mehr und mehr verbunden mit Moderne, Massenproduktion, Fordismus, Werkstaettenlandschaften und den "weary giants of flesh and steal" (JP Barlow). - Die selbe Form von Industrialisierung uebrigens, die heutzutage in den sog. Schwellenlaendern forciert wird.- Es ist der Ekel vor den taeglichen Massenphaenomenen deren Regelung gerne den kybernetischen Technokratien und ihren Systemarchitekturen ueberlassen wird. Flughaefen, Autobahnen, Einkaufszentren, Technoparties, Fussballstadien, Fussgaengerzonen, Straende, Vergnuegungsparks. Der Begriff Masse wird gleichgesetzt mit Krise, Unruhe, Krawall, der es durch Segmentierung, Ablenkung und Kanalisierung vorzubeugen gilt. Die Masse hat als Leitbild der politischen Meinungsbildung ausgespielt und zelebriert sich selbst genussvoll als Spektakel, Loveparade, Christo's Reichstag. Die weisse Masse der Demonstranten von Bruessel nach der Affaere Dutroux den Netzen der Korruption folgend, kann sich ohne Wortfuehrer nicht mehr politisch aeussern und hat darum keine anderen politischen Forderungen als die Bestrafung der Schuldigen, sie organisiert sich, wie auch beim Golfkrieg in Deutschland, um Massensymbole der Unschuld herum gegen das irrational Boese, das von Innen und Aussen einzubrechen droht und auf heimtueckische Weise der wertneutralen kybernetischen Autopoiseis eingeschrieben scheint. Der Computer als Massenmedium ist jedoch noch nicht bereit fuer die Gesellschaft der organisierten Unschuld, er verschreckt den Mittelschichtsmenschen durch eine Gefahrenklasse unbekannten Aussmasses, mit flottierenden Panikphaenomenen wie Kinderpornographie, Bombenbastelanleitungen, Mafia, Propaganda der Rechts und Linksextremen, Sekten und Drogenkulturen, welche die Schranken markieren sollen fuer ein schier unbegrenztes Ausarten der elektronischen Netze ins psychosoziale Feld. Das Internet wird zum Synonym fuers kollektive Unbewusste, revolutionaeren Verdraengungen und folkloristischen Sublimationen und muss darum ueberwacht werden. Im Spiel von Kontrolle und Nichtkontrolle, Zensur und Free Speech, Sozialdemokratie und Neo- liberalismus geht es um den Auswahlprozess der kommenden Killer- memes. Im Versuch der Einflussnahme auf die Evolution der Ideen und kulturellen Massenmoden wird das Netz als Brutstaette des Kommenden verehrt und gefuerchtet. Die Brainlords der Cyberelite als das Spiegelbild des digitalen Mobs vertrauen auf die Kreativitaet der Online- Massen. Es geht nur noch um eine geeignete Architektur um ihre Stroeme zu buendeln, zu verteilen und untereinander zu verkoppeln. Die Art der Synergie von Computer und Fernsehen, als Punkt der Massifizierung laesst sich bereits an Multiuser-Games wie Quake absehen. Man zielt auf das Erschaffen von Welten fuer Gruppenerfahrungen, von networks of scale, den Kino-multiplexen der Metropolen nicht unaehnlich, und nimmt Abschied vom der Konsumptionspumpe des vereinsamten Individualusers. Gegen die sich ausbreitende virtuelle Gemuetlichkeit warten manche auf den Rem Kohlhaas der XXL-Netze. Im heroischen Kampf um die Standards entwickelt die Forschungsgruppe Marimba z.B. neue Interfaces fuer die Internet-Massenkommunikation: [We are] "busy building the Roman Colosseum of the Net, a virtual stadium capabable of housing 100.000 participants tuned into everything from rock concerts, to university lectures complete with video, sound, animation, and text chat. But it will take channels more channels more captivating than a coliseum to make Castanet a mass-market product. Take your favorite Website and envision it as a TV Show. All we need killer channel." (Wired) Ein Massenmedium zeichnet sich dadurch aus, dass von den Teilnehmern die anderen Teilnehmer mitgedacht werden. Der Andere taucht als Zeichen auf, kommt durch den Rueckkanal und wird mitunter durch Killfiles ausgefiltert. Das anonynme Gemurmel im IRC, die parasitaeren Einmischungen auf Mailinglists, die Daemmerzustaende der halbautomatischen Avatare, die Kommandos und Kennworte der Suchmaschinen: Der Sieg des Willen ueber die Anschauung, eine Welt in der das Betrachten und Beobachten keinen Platz findet, und ein technisch kodiertes umherschwappendes Massenunbewusstes formiert, in der es nun mehr nur noch ein Mitlesen, Mitmachen und Mitverfolgen gibt, und das Individuum in unzaehligen Logfiles staendig Spuren hinterlaesst, die sich ueberlagern, addieren, subtrahieren und multiplizieren lassen, um aus ihnen die Massenbewegungen und prototypischen Profile ablesbar zu machen, und moeglicherweise die Anzeichen von Aufstand und Abweichung. Ein solches Massenbewusstsein entspricht dem Schlummerzustand des gemaechlichzerstreuten Web-flaneurs entlang den unendlichen Windows-boulevards. Die Statistiker der Netze liefern empirisches Material fuer Markt-mustererkennnung, -Rasterfahndung, -Sozialforschung und versuchen den Richtungen und Haken der Fluchtmassen auf die Spur zu kommen. Die Fraktalisierung der surfenden Subjekte hat eine Grenze erreicht und nun widmet man sich den Formationen, Clustern und temporaeren Zusammenballungen digitaler Subjektivitaet. Das Bottom-Up Programm der sozialen Komplexitaetsreduktion kennt den einzelnen zwar als Baustein der Produktion von Diskursen, als Individuum existiert er jedoch nur abstrakt, und ist konkret immer Teil der Mengenlehren demografischer Benutzergruppen, das sich zusammensetzt aus dem Zeichenmaterial verschiedener kultureller Herkunft, ueberkodiert durch die Im und Exportstroeme anderer Waren und Waehrungen. Es ist darum kein Wunder, das ein User sich Aktionen anschliesst die die Chance haben als Rueckkopplung die Aufmerksamkeitsschwelle der Vielen zu ueberwinden. Die Masse ist auch eine Form der Informationserzeugung und Vergewisserung der eigenen (Medien)Existenz. Manche rufen darum schon eine Demokratie des weltweiten virtuellen Shoppingchannel aus. Das worauf geklickt wird, ist das Richtige. Fuer den erfahrenen User geht es nicht darum sich in der Vielzahl an Moeglichkeiten zu verlieren, sondern ein Gefuehl fuer die grossen Zahlen, der Mengen, Massen und Vielheiten zu entwickeln, der Ganzheit einer digitalen Spiritualitaet von maximaler Formbarkeit, nur um von da aus den temporaeren Symmetrisierungen und Redundanzen zuzustreben und am grossen Prozess der Modernisierung und Umbildung teilzuhaben. Das temporaere Vorsprungswissen wird eilig in Content und Software umgesetzt, und auf den Ideenboersen, Monitoring-agencies und Risikokapital-Markt verhoekert. Im Bereich der interaktiven kommerziellen Medien gelten Produkte wie CD-ROMs, Computerspiele und Konsolen als Flop die sich unter 100.000 Stueck verkaufen, bei Betriebsystemen werden laengst Millionenverkaufszahlen wie in der Automobilbranche angestrebt (Netscape als der T-Ford der Netze). Es herrscht auf der Ebene der Privatcomputer alles andere als eine amorphe Vielheit, der Standardisierungsprozess geht einher mit einer Massifizierung der Benutzer. "Souveraen ist, wer ueber die Standards entscheidet." (Johan Sjerpstra) Verlautbarungsorgane wie Wired Magazine bemuehen sich die Sprache der Netze zu definieren, die Slogans, Kennworte und Jargons herauszufiltern die sie an Unternehmer, Neueinsteiger und Experten aller Art als optimistisch-zynisches Ideologie- paket weitergeben. Der "Diskurs der Netze" sofern man danach suchen moechte, ist ausserhalb ihrer zu suchen, es ist ein Vermittlungs und Beobachtungsdiskurs, inklusive aller Entfremdungen, phaenonomenologischen Irrtuemer und hineinkodierten Eigeninteressen. Ueber vielfaeltige Rueckkopplungsprozesse finden darum Parolen wie "data- superhighway" ihren Ein und Niedergang in den Palaver-foren der Newsgroups und Mailinglisten. Die gerade bei der selbsternannten Wired-Elite populaere Absage an die Masse deutet auf ein Wunschdenken des Mittelstands vom wohlig postmodernen Wohlstand der Endachziger nie Abschied zu nehmen, der Angst vor sozialem Abstieg, und der Gleichsetzung mit dem von Arbeitslosigkeit bedrohten Industrie-Arbeiter. Die genussvolle Kulturkrise im Lehnstuhl, samt Besuch im Museum elitaerer Kunst, die Rhetorik von Stillstand, Verschwinden und Implosion der alten Werte, steht einem ausgepraegtem Bedarf an Absicherung des Wohlstands und dem Rueckzug ins Private gegenueber. Die Bonner Moderne liefert die willkommene Projektsflaeche fuer Schuldgefuehle und der Angst vor tatsaechlichen wirtschaftlichen und politischen Krisen. Das Prinzip Many-to-Many fuehrt automatisch die Idee von Vielfalt und Ausdifferenzierung mit sich, es ist aber fragwuerdig ob es sich gegen das Prinzip "Brot und Spiele" durchsetzen kann. Aber nicht die Wiedereinfuehrung des "one-to-many" Modells sondern die Entwicklung von Architekturen quasi-oeffentlicher Raeume zur Formierung kollektiver Subjektivitaeten macht das Durchringen des sozialen Feldes durch die Semiotiken des Kapitalismus bis auf die Ebenen intimen Informationsaustauschs notwendig. Die Style-Produktion aufbluehender Kreativitaetszentren beruht auf einer ebensolchen Fluessigkeit der Zeichen wie das Kapital selbst und entsteht oft dort, wo die Brueche und Wiedersprueche am tiefsten sind. Eine Neuverwurzelung der 'Gemeinschaftsseele' (Le Bon) findet auf der Ebene der Netz- kulturen statt, aehnlich wie heutzutage im Musikbereich. Es entwickeln sich englische Dialekte, Sprachrhythmen, Vorlieben im Design, die haeufig keine territoriale sondern interessengebundene Bindung haben. Die 'Internationale' formiert sich so entlang kultureller Stile. " Das beaengstigende am Netz ist, dass ploetzlich aus dem Nichts heraus sich temporaere Massenbewegungen formieren, die ohne institutionelle Bindung, einzelnen gemeinsamen Zielen hinterherhetzen. Dagegen steht die Hoffnung auf die Fest-masse, das Netz als karnevalisitischer Sublimationsraum, in der sich alle Arten von harmlosen Freizeitaktivitaeten organisieren. "Die Netz-feste rufen einander und durch die Dichte der Dinge und Menschen vermehrt sich das Leben" (Canetti) Die Freude am "Trash" ist dabei auf der informationstheoretischen Ebene durchaus als kultureller Entsorgungsakt zu verstehen, aehnlich einer Haeutung staendig neue Gesichter zu produzieren. Leitbilder des dritten Jahrtausends: Sindbad der Kybernetiker, die Apokalyptischen Reiter der Surfkultur, RealAudience (tm), unbewusster Marxismus, das Ideal der digitalen Selbstverwirklichung, Flexibilisierung der Autopoesis, 'Reset your Attitude', das Netz im Angesicht des Anderen, Wider die Bedeutsamkeit, Semiotourismus: pilgern zu den Begriffspyramiden, 'Our Problem is No Problem', auf dem Affenfelsen der Globale, Push-and-Pull-Kritik, Der Klick- Automat: "Ich bin tausend User", Ernst-Juenger-pillen, Wer regiert in Digitalien?, Entzauberung der Virtualitaet, Aussenwerbung: "http://www.siemens.nl", Das Oswald Spengler Spiel, Norbert Bolz Spam, "Der Letzte macht das Netz aus". Hard- und Software der Gesellschaft Niklas Luhmann koennte gemeinhin als Vordenker der Buerokratie der Netzgesellschaft angesehen werden. Seine Soziologie ist weder ideologischkritisch, noch wirklich empirisch, sondern zutiefst institutionell verankert und spiegelt die kafkaesken Vorgaenge innerhalb des Sozialstaates und seiner Grossfirmen wieder. Luhmann haelt der herrschende dynamische Weltsicht von Beschleunigung und out-of-control einen kybernetischen Spiegel vor. Was wir da zu sehen bekommen ist die 'Realitaet der Cybergesellschaft': im Herzen seiner Theorien arbeiten wie bei den Wired Ideologen auch, biologische Metaphern der Emergenz, Evolution, Autopoiesis die sich mit der (Sozial)Kybernetik der Nachkriegszeit verbindet um einen Naturalismus des Maschinellen bereitzustellen, wobei bei Luhmann der soziale Prozess bei Kevin Kelly Technisierung objektiviert wird. Es versteht sich, dass Luhmann weder fuer noch gegen Technologie, und besonders technische Medien wie das Internet eintritt. Vergeblich sucht man nach den Bauplaenen, wie die Informationsgesellschaft konkret aussehen wird oder auszusehen hat. Gepraegt vom professoralen Blick beobachtet er bloss Ablaeufe und Mechanismen die sich buchstaeblich auf alles anwenden lassen, besonders aber auf die Netze. Mit dem Handwerkszeug der Kybernetik wird der "gnostische Schnitt" (Hakim Bey) vorgenommen, der Information an Information koppelt und von Materialien und Intensitaeten der Kommunikation trennt. "Auf die Frage, woraus soziale Systeme bestehen, geben wir mithin die Doppelantwort: aus Kommunikationen und aus deren Zurechnung als Handlung. (...) Die Fragestellung zielt nicht auf die Gesamtheit dessen, was zur Entstehung und Erhaltung soyialer Systeme erforderlich ist. Magnetismus und Magensaeure, Luft, die die Stimmwellen traegt, und Tueren, die man schliessen kann, Uhren und Telephone. All das scheint mehr oder weniger erforderlich zu sein. Das Paradigma der System/Umwelt-Differenz lehrt aber, dass nicht alles, was erforderlich ist, zur Einheit des Systems zusammengefasst werden kann." In- und Exclusion entwickeln sich aber zu den Grundoperationen der 'globalen' Informationsgesellschaft. In den Debatten um Privacy, Copyright und Access geht es im Wesentlichen um die Regelung der Schreib und Leserechte fuer "Alle", einem universellen Anspruch auf Ausdehung wie der Inklusion verschiedenster Kulturen und Lebensbereiche unter die quasi in Technische Protokolle gegossenen Werte von "liberty and privacy". Was wie eine imperiale Logik der "one world order" daherkommt, hat auch eine Aussenseite: die Komplexitaet, die das System Internet reduziert ist gleichzusetzen mit der Realitaet des Aussens von ca. 80% der Weltbevoelkerung die von den Privilegien der Vernetzung ausgeschlossen bleiben, weil sie den Anschlussmoeglichkeiten des Neztes nicht genuegen. Luhmanns eingeengter Blick auf eine kleine Schar priviligierter Beobachter, deren Beobachtungen Entscheidungen herbeifuehren, und deren Kommunikationen Handlungen darstellen, hat ihren blinden Fleck eben gerade in ihrer "Hardware", der globalen Kommunikationstechnik im Zusammenspiel der Logistik von Raum, Zeit, Arbeit, Guetern und liefert das Herrschaftswissen fuer eine politisch-okonomische Machtorganisation, die sich auf die Naturalisierung ihrer Entscheidungsprozesse beruft und ethische wie oekologische Entscheidungen als Produkt eines selbstbezueglichen sozialen Filterungs und Rechenprozesses darstellt. Diese 'Systemimmanenz' sitzt allzuleicht einer darwinistischen Tautologie auf, dass alles was sich durchsetzt auch notwendig ist. Hinter den voluminoesen Verklausulierungen Luhmanns verbirgt sich eine abstrakte Esotherik des sozialen organlosen Koerpers unter den Praemissen der Informationstechnik, jedoch ohne deren konkrete Auswirkungen zu beobachten, sondern ihre Konzepte ueberaus produktiv auf saemtliche Bereiche der Gesellschaft anzuwenden (abgesehen von deren Elendsvierteln und Randzonen). Gepraegt von einer Fixierung auf das Primat der Systemgrenzen, einem "cold war" Paradigma, dem die vielfaeltigen Prozesse der Auloesung und Zersplitterung sozialer Systeme im Prozess der sog. Globalisierung seit 89 gegenueberstehen. Gerade den zentralsten Begriffe Luhmanns, wie Information und Kommunikation und System, hilft es nicht gerade, dass sie in den verschiedensten Disziplinen und Anwendungsbereichen auf komplexe Weise umdefiniert werden. Sein Begriffsapperat atmet noch einen von der Fruehzeit der Kybernetik gepraegten universellen Technizismus den er gerade in seinen Analyseobjekten vermeidet. Die Medientheorie Luhmanns bleibt auf dem technischen Stand der 70er Jahre, eine Analyse der Technik (des Militaers, des Telefons) der Gesellschaft blieb bisher aus. Wen man von unten heraufblickt, liefert das Luhmannsche Theoriegebaeude Bausteine fuer eine Theorie der Software kommender Machtarchitekturen vernetzter postindustrieller Gesellschaften. Die zukuenftige Innen-Aussen-Differenz im wirtschaftlich-monetaeren-juristischen Bereich realisiert sich im Moment nach dem Modell Festung Europa. Luhmann zeichnet dabei die Blaupausen fuer ein Folgemodell der sozialen spaetindustriellen Marktwirtschaft, die er "von innen" aus der Funktion der Institutionen heraus entwickelt, ganz im Gegensatz zum apokalyptischen Modell vertreten von Oekofundamentalisten wie dem Unabomber, neo-liberalen Visionaeren wie George Gilder, Konspirationstheoretikern wie Mark Stahlman, und den weltweit operierenden NGOs. Friedrich A. Kittler, derzeit in Berlin, konzentriert sich auf die Literaturgeschichte der Hardware. Waehrend Luhmann sich auf die Autoreferenzialitaet sozialer Kommunikationsprozesse beruft, fuehrt Kittler die 'conditio humana' auf einen umfassenden Wirkungszusammenhang mit der Hardware technischer Medien zurueck. "Medien bestimmen unsere Lage" Was jedoch fehlt, ist das Element der Infrastruktur, den technischen Netzen, und Medientechnischen Grossvorhaben. Es ist ein irreleitend, das Internet als eine blosse Verbindung von Rechnern zu beschreiben nach dem Vorbild des Postsystems, und den einzigen Unterschied in der Uebertragung von Software zu sehen. "Weshalb das Wissen das im Cyberspace vorhanden ist, mit Kulturen oder Alltagssprachen wenig gemeinhat: Es ist Selbstabbildung der Computertechnik in ihrer Macht, alle anderen Medien zu integrieren" (FAZ, 9.9.95) Im technischen Sinne ist es das Intersubjektive, das beim Oeffnen der Blackboxen auf dem Netz aber auch in anderen Techno-kulturen erforscht wird, der Zwischenraum zwischen Sender und Empfaenger der bei Luhmann Kontingenz und bei Gibson Cyberspace heisst, wird bei Kittler gerne zum reinen Effekt der Hardware reduziert, ist aber Kulturraum und selbsttragende Konstruktion kollektiver Subjektivitaeten fuer Millionen von Nutzern. Technisch falsch waere es gar von einem aufs Territorium ausgedehnten Chipdesign zu sprechen. Sowohl das OSI- Schichtenmodell wie auch das Packet-switching des Internets sind alles andere als erweiterte Konzepte von Touringmaschine und Von- Neumann-Architektur. Viel wahrscheinlicher ist es, dass die Architektur des Netzes das Chipdesign der Zukunft mitbestimmen wird. (Beispiel Java). Selbst die Gewohnheit das Internet immer wieder auf die militaerische Vergangenheit zu reduzieren, als Atombombenbunker der Kommunikation welche den zivilen Bereich erobert und die Wirtschaft nomadisiert, hat konzeptionelle Grenzen. Zu verschiedenen Entwicklungszeiten bestimmten je verschiedene Gruppen das Netz und schrieben ihm so ihre Benutzungsweisen ein. Auf das Militaer folgte die Scientific Community, deren Regeln von Anarchischen Cyberpunks aufgenommen und geaendert wurden, um in die Corporate Culture des fruehen Online-Unternehmer ueberzugehen und wohl demnaechst von verschiedenen staatlichen Reglementierungen auf internationaler Ebene abgeloest zu werden. Es handelt sich dabei um konkrete nachpruefbare Ereignisse und Entscheidungen mit mehr Funktoren als zurueckliegende Hardwaredeterminierungen und ingenieurswissenschaftlichen Sachzwaengen. Doch Kittlers romantisch-ironische Taktik, der Geisteswissenschaft ihre Hardware-abhaengigkeit vorzufuehren erzeugt bei Jung und Alt immer wieder gelassene Genugtuung. Bei der Erweiterung durch gesicherte Konsumerstandards hin zu einem noch undeutlichen Massenmedium und seiner politisch- wirtschaftlichen Dimension, wird auch 'das Netz' anderen, noch alltaeglicheren Begriffen von 'Lebenswelt' weichen. Der Begriff von "Bewusstsein als imaginaere Innenansicht medialer Standards" bedeutet nichts weiter als eine Eingliederung unter die Praemissen des eigenen vom Medium der Schrift dominierten Forschungsbereiches und unterliegt der lokalen Fiktion der Omnipotenz der eigenen Mittel. Kittlers Aussagen sind hier Teil des Metaphernkampfs, dem Unbekannten Medium mitsamt ihrern Usern, die eigenen Willen und Vorstellungen aufzupraegen. Andere nennen es Autobahn, globale Stadt, verteilte Datenbank, universelle Bibliothek, global brain, Supermarkt, Noosphaere, Final Frontier, Fertigungshalle, Kneipe, Konferenzraum oder Stadion, elektronischer Hof, Suendenbabel und Raeuberhoehle. Der Versuch der Kittlerianer ihre deterministische Definition durchzusetzen das Internet sei ein Abkoemmling des Preussischen Postsystems, ist bei dieser Vielfalt an Perspektiven, Funktionsbereichen und geschichtlichen Straengen zum Scheitern verurteilt. Mittlerweile weiss jeder Internetbenutzer ob "Untertan von Microsoft" oder nicht, dass z.B. Bandbreite entscheidender ist als ein Chip im Protected Mode. Auch die Theorie muss sich als Teil eines Distributed Network im Entwicklungsprozess verstehen und kann keine absoluten Wahrheitsansprueche durchsetzen. Ausserdem lassen sich wohl Faelle finden, in denen eine Idee ihrer Realisierung in technischen Medien vorrausging. Die Web-Site-Story "I got seven hours on-line baby, so what do you want to do?" (An Artist formally named Prince) Neben den Legendenbildungen, Massenmythen und beliebten Schlagworten ueber Cyberspace als Lebensraum und Cybersex als Lebenssinn, gibt es die ganz privaten Geschichten des zwischenmenschlichen Interaktionsraums. Nicht der eine Koerper verbindet sich mit der einen Maschine, wie beim Cyborg, sondern es formieren sich Paare, Gruppen, die die Vernetzung vorantreiben und gestalten, ein Gefuege von Personen ueber ein Netz von Computern. Eine ganze klassische Phase der E-Mail- romanzen beschaeftigt sich mit der Kernfrage der Virtualitaet: Wo ist dein Koerper? Entgegen der Klage von der tragischen Abwesenheit des nichtkommunizierbaren Rests, vom Verschwinden des Raums, der Dinge und Subjekte, welche die "Widerstandskaempfer gegen das kybernetische Delirium" (Virilio) zu immer neuen Endzeitgesaengen anpeitschen, finden sich stets neue Techniken, den Koerper wiederzuerfinden. Die Gefuege von Mensch und Maschine neigen dazu, immer mehr Beziehungen moeglich zu machen an der immer mehr Menschen und immer mehr Maschinen beteiligt sind. (verdoppelnde Kontingenz) Im sich ueberkreuzenden und verkettenden Expansionsmanoevern treffen die Anderen aufeinander und bilden mitunter anonyme und temporaere aber im kollektiven Sinne produktiv-maschinelle Zusammenhaenge. Dabei geht es nicht darum was produziert wird, sondern unter welchen Bedingungen es zu Stande kommt. Die techno- erotische Produktivitaet der Netze, als Optionsboerse der Begrifflichkeiten und Potlatsch-schlachten beschreibt jedoch nur die Vorstadien der entseelten Webstuehle der virtuellen Arbeiterklasse, von McJob-Freelancern, und Micro-Tageloehnern der emportauchenden Dienstleistungsgesellschaft. Die archaische Wirtschaft der Geschenke umfasst Freeware, Essays, Kritik, Berichte, Privatarchive, Predigten der Cybergurus, getarnte Werbung, geistreiche Diskussionsfetzen, Buecher mit abgelaufenen Copyright, Demos aller Art. Die heilige Dreiheit Mann-Frau-Medium ist Teil der vergesellschafteten Produktionsmaschinen geworden. Die Intimitaet der neuen Medien, ihr Erotismus bleibt ein Geheimnis, dennoch sind die Subjektivierungsmodi offensichtlich. Casanovas der Netze bauen europaweite Beziehungsgeflechte von gefaehrlichen e- mail Liebschaften und Travel-networks auf. Amerikanische Sexpol AktivistInnen erklaeren ihr Powerbook zum Sextoy. Bei Bianca.com klaeren sich Teenager gegenseitig auf ohne das Risiko des Austauschs von Koerperfluessigkeiten. Das Medium Sex ist Message genug und erfuellt die noch inhaltsarmen und kontextfreien Kanaele der Netze. Agentur Bilwet sendet eine Grussadresse: "Man muss erst die pornographische Dimension eines Mediums erfassen, um spaeter daraus einen Erfolg machen zu koennen" (Media Archief) Ebenso kann man sich bei Autoren wie Rheingold, Stone, Heim, und Turkle ueber den konstituierenden Charakter des Sex fuer den Cyberspace vergewissern. Auf den seriengefertigten Netzcomputern und hochgetunten Spielkonsolen findet eine Popularisierung des Schreibens und Programmierens statt, die zu einer Bedrohung buergerlicher Bildungsideale fuehrt. "Ein Kapitel Jean Paul ist ein unvergleichlich reicheres Dokument als alles, was das Internet mir anliefern koennte." (Adolf Muschg) Die Leiden des Jungen Netzkuenstlers, der fernoestliche Datendiwan, elektronische Wahlverwandschaften, das faustische Ringen mit dem Datenmuell, Selbstmord unter Avataren, Dichtung und Schufterei am eigenen Web-stuhl, beschreiben nur ungenuegend das schlichte Drama der bereits hinreichend Zivilisierten: "Die Doppelstrategie gegen Informationsflut: Phantasie und Verweigerung" (Muschg) Romantik und Nihilismus, zwei Generaltugenden im Deutschen Datenraum. Der Triebverzicht sei zu gering im Internet, die Maessigungen der Gefuehlsaeusserung seien unerheblich. Die Zaehmung der Bestie Internet dokumentiert sich in zahlreichen Erzaehlungen um rohe Sitten, Gottlosigkeit, Kinderschaendung, freischwebende Radikale, Piraten-Unwesen, die schliesslich in Disziplinarmassnahmen muenden muessen, diese geradezu herausfordern. Die Obsession ueber die Zensur fuehrt eine Menge verdeckter Debatten mit sich. Eine darunter benennt die Frage um die Wirksamkeit der Zeichen, die Grenzen an denen sie die Harmlosikeit des Virtuellen verlassen und zur realen Gefahr fuer "uns" werden, verweist nur auf eine schleichende Umorganisation etablierter Semiotiken, die z.B. durch die Nebeneffekte der Digitalisierung ihre Referenzen verlieren. Es wurde bereits angedeutet, Macht organisiert sich in Netzen, sie konstruiert und kontrolliert die Subjekte auf eine Weise welche sich an bestimmte Form der Produktion von Wuenschen und Leistungen anschliesst. Das persoenliche der e-mail, das sachlich-mathematische der Programmierung, das oeffentlich- symbolische Kontinuum in dem das rueckgekoppelt Eigene zur Schau gestellt wird, sind die Elemente, die die Produktionsdynamik des Cyberspace ausmachen. Internet als Ego-kosmetik ('zweite Haut') erzeugt die Illusion totaler Wahlmoeglichkeit, des 'instantanen Kontakts' und eine virtuelle Verbruederung mit dem Anderen. Die Verfeinerung der Genuesse kann nur durch einen primaeren Verzicht von statten gehen. 'Cybersex' gehoert zu den aksketischen Luesten, die ueber den gezielten Verlust operieren. Die von Foucault einforderte Ars Erotica findet ihre Einschreibung in einer stufenreichen Sozialkybernetik der elektronischen Datentraeume. Der Sex wird transzendiert, in Dokumente und Datenpakete gepackt, es gibt Abteilungen fuer jeden Geschmack und die Beteiligung der Amateure ist gross. Die unverschaemte Widerkehr des Menschlich-Allzumenschlichen, Sex als Ware, die Reproduktion bekannter Rollenbilder und Familienromane fuehrt mitunter zu bitteren Bekenntnissen von "nichts Neues unter dieser Sonne". Der Ueberlebende des Diskurses moechte sich mit seinem intellektuellem Eigentum in der digitalen Bibliothek zurueckziehen, und einsam die Skelette von Wissenstrukturen studieren, um von dort aus nichts gutes ueber Mensch und Welt zu berichten. Das Konzept des Netzes als Datenbank ist allen sozialen Rauschens bereinigt. Aus tiefer persoenlicher Enttaeuschung gegenueber falsch verwirklichter Ideen und gescheiterter Mitstreiter kommt es zur Abkehr von allem vermeintlich Alten. Als Opfer und Teil allgemeiner Aufloesungsprozesse wird weiterhin an der Macht der reinen Theorie (des Geistes, des Wortes) festgehalten, die nun zu beweisen hat, dass es mit allem zu Ende geht. Mit kalter Hingabe beschreibt der letzte Schriftgelehrte die kulturellen Phaenomene der Leere und Beliebigkeit technischer Speichermedien und bereitet uns auf dunkle Zeitalter vor. Seine Rolle ist die des Mahners und Warners: Noch ist Gelegenheit vor dem Unausweichlichen zu warnen, vor den Verschwoerungen eines Weltstaates und dem Cyberfaschismus der Techno-apokalypse. In einer Mischung aus privater Erhabenheit, eigenartiger Spiritualitaet und instrumenteller Vernunft, geht es aber letztlich um den Sieg im Volksarchiv. 'Gestern haben wir im Falschen gelebt, heute durchschaue ich alles, aber morgen wird die Geschichtsschreibung mir Recht geben.' Auf der Seite der Affirmation regiert die Einfalt der Begeisterung, welche kuerzzeitige Aufladung der durch "Infostress" verausgabten Medienbenutzerseelen liefert, nur um zu nur groesseren Netz-Ennui zu fuehren. Viele ehrgeizige Millionenprojekt enden als Ghost-sites und Planungsruinen, viele Dramen in den kleinen unabhaengigen Firmengruendungen gehen auf ueberzogene Erwartungen zurueck, auf ein allzu vages Verstaendnis der eigenen Moeglichkeiten der Entfaltung und des Wachstums gegenueber denen des Netzes insgesamt. Der 'Net-Lag' (Joachim Blank) ist aber auch ein Produkt der von aussen proijezierten Erwartungen an die Erneuerungskraft solcher kleinen Projekte. Die Internet-Depression (Andy M-M) ist nicht zuletzt das Produkt einer weiteren kollektiven Erzaehlung die ueber den Atlantik zu uns kommt und im Gegensatz zu Produkten wie Rollerblades und Rock&Roll auf kulturelle Abwehrmechanismen stoesst. Gerade in Deutschland tut man sich schwer mit massenhafter Technikeuphorie, gerade weil man sich auf so eigene Weise zu ihr hingezogen fuehlt. Die kuenstliche Wirklichkeit der Techno-Natur welche mentale chemisch-elektronische Landschaften eroeffnet um das Reale des Imaginaeren zu erfahren, ergiesst sich im neo- romantischen Schwaermen, dem Aufbruch in die digitale Ferne und fuehrt zu einer elektronischen Wiedergeburt der Reise- und Briefromane aber auch der rhythmisch eingaengigen Wanderlieder. Die heutigen meist in Ich-Form berichtenden Netz-romanciers gesellen sich zu den passionierten Netsurfern, den begeisterten Flaneuren und mitteilungsfreudigen Conaisseuren und Internetbeobachtern, die nicht muede werden auf eigens fuer sie eingerichteten Spezialseiten der Tageszeitungen, vor den Nichtangeschlossenen ueber 'hot websites' und pikante Chat- Erlebnisse zu prahlen. Die Ambivalenz des 'Begehrens sich zu verkabeln' des 'Halb-zog-es-ihn-halb-sank-er-hin' kann nur funktionieren ueber eine Erotisierung des Digitalen, bzw. der 'hoefischen Verweichlichung' kritisch-linker Diskurse. Es heisst, man muss selbst surfen um das Netz am eigenen Leibe zu erfahren, doch nach dem High des "first contacts", folgt die Phase des Internet-downs. Die phantasmatische Spur zurueckliegender Daten-Exzesse ermoeglicht nur bedingt die Rekonstruktion der Empfindungen ozeanischer Online-Ekstasen. Eine kollektive Erfahrung belegt es: Aus den Sommerferien zurueckgekehrt, laesst sich schwer verstehen, was einen taeglich an den Bildschirm fesselte. Jenseits der Korrespondenzen existiert jedoch eine unmoderne Metaphysik der zuckenden Wunschstroeme, der entkoerperlichten Intensitaeten, der Anziehungs und Abstossungskraefte und den abstrakten Apparaten. Die Cyberenergie fliesst nicht von West nach Ost, sondern von Ost nach West. Im demographischen Zentrum des Netzes verausgabt sich die Energie, waehrend an seinen Raendern Verteilungskaempfe toben. Dies ist zumindest das vereinfachte Modell einer politischen Oekonomie des Cyberspace welches dem Netsplit, der Spaltung des Internets zustrebt. Ruhm und Elend in den Netzgeschichten und Gruendungsmythen, gestrickt nach dem Muster der Emigration ins Neue Land, gehen zurueck auf ein groesseres Elend das man zuruecklaesst. "It is not a good thing, not a bad thing, but it is a holy thing." (JP Barlow) Vereinnahmung und Wahn "Es gab zahlreiche Elemente der Hektik und des Gehetztseins, in der Flucht. Der Flucht vor wem? Der Flucht vor dem gesteigerten Fahndungsdruck und der systematischen Ermittlungs und Aufklaerungsarbeit der Polizei. Und man kann diesen Leuten nur raten diesen unsinningen Kampf doch aufzugeben. Denn das kann man wohl sagen, wir kriegen sie alle." (Abwaerts) Die Netzkritik beruft sich direkt auf einen produktiven Primaerprozess der dem System ausgelagert ist von dem aus man ihn beschreibt, einen Strom der noch nicht angeeignet ist, der noch nicht der Kapitalisierung in Warenlagern unterworfen wurde. Entgegen den Verlautbarungen der Zentralorgane spueren die einen die Vehemenz eines "Kommerzialisierungs"-Prozesses dem man ausgeliefert sei und treiben ihn voran, waehrend die anderen sich wehren und zu fliehen oder verstecken versuchen. Die Konstruktion eines Aussens, eines Vorsprungs, einer Innovation, schliesst oft den Plan ein, moeglichst bald zum profitablen Opfer der Vereinnahungsmaschinen zu werden. Die Avantgarde plant ihre heroischen Niederlage als Eingang in die Archive. Der lineare Prozess von Geburt, Aufstieg, Bluete und Vereinnahmung ist laengst ein Standardprogramm geworden, das in temporaeren Schleifen die Mikromoden, Stile, Subkulturen und Wachstumsmaerkte durchzieht und laengst zum allgemein akzeptierten Modell der Kulturproduktion geworden ist. Vorausgesetzt man glaubt dieses Aussen fern der Schrumpfung von Oertlichkeit und Zeitlichkeit, so gilt es dieses vor Beschreibungen und Aneignungen zu schuetzen. Gleichzeitig steigert sich durch diesen Mangel der kulturelle Mehrwert (alles Standard). Gemeint ist jedoch ein politischer Widerstand der mehr und mehr jenseits der Wahrnehmbarkeits, Einschreibungs- oder Vereinnahmungsschwelle existiert. Dem gegenueber steht ein neuer Typus von ideologiearmen Widerstand, der in engem Verhaeltnis zu Medien steht. Die wohligen Erinnerungen an Demos, Raves und Houseparties werfen die Frage auf ob im Cyberspace aehnliche Gruppenerlebnisse moeglich sind: die Belagerung von Compuserve, Aufstand im IRC-Sektor, die Besudelung von Regierungs-Websites, Aufruf im TV zur Telephonblockade, Microsoft-Massenverzicht, Kopierparties, Netstrikes, Vortaeuschung von IP Adressen, Chipkarten-Selbsthilfe, Kabelumnutzung, Free Warez. Erst nach dem Auslaufen der temporaeren autonomen Bewegungen ist ihre Geschichtsschreibung moeglich, wenn auch fuer manche schmerzlich oder laestig. Noch wahrend die Experimente laufen, wird versucht die Selbstbeschreibungen und feinen Unterschiede durch Verschluessellungsmassnahmen vor Aneignung und Interpretation zu schutzen. Andere versuchen genau das Gegenteil, der Fehler liegt darin, eine allzuklare Trennung von Overground und Underground anzunehmen, von Hoch- und Subkultur, Schweinesystem und Vollautonomie, zumindest wenn es um die Frage nach der Existenz einer 'Netzkultur' geht. Die Geschwindigkeit mit der sich die digitale Oekonomie ausbreitet laesst fuer die Beteiligten schwerlich eine Aussenposition zu. Vom Netzwahn gepackt werfen sie sich der Differenzmaschine zum Frass vor und diese spuckt Mehrwert aus. Als pragmatische Parole gilt "anything goes, as long as it goes". Das Surfen auf der Wachstumskurve bleibt problematisch, die Grenzen des Cyberspace sind physikalisch und politisch vorgegeben und absehbar, es gibt keine explodierende Turing- galaxis ohne einen Fall der Profitrate. Sollten die Finanzierungsmodelle der grossen Verkabelungsprojekte im Rahmen einer Gesamtoekonmie in sich zusammenbrechen, muesste schliesslich eine hoehere Institution stuetzend eingreifen. Der fast religioese Kampf um Regulierung und Deregulierung geht aus vom Wachstum ohne Ende, von der Weisheit des Marktes und der inherenten Intelligenz komplexer Netzwerke. Es handelt sich jedoch nicht um 'operationell geschlossene Systeme' beobachet aus der sicheren Hoehe eines Elfenbeinturmes, sondern um offene Komplexitaet, mit einer steigenden Zahl inkludierter Subsysteme, durch Seiteneffekte und menschliches Versagen, sowie Resonanzen aller Art die Riskanz eines Groessten Anzunehmenden Unfalls steigert, auf den zuletzt der Waehrungsspekulant und Maezen George Soros hinwies. Es gibt eine harte und weiche Art der Vereinnahumg. Die harte Vereinnahmung profitiert durch die Uebernahme von vorhandenem Code, das Klauen von Tricks und das schamlose Ausnutzen eines Informationsdefizits. Dazu gehoert das Wegkaufen von Autoren, das Verhoekern von Einfuehrungsartikeln an die alten Medien, das Kopieren und Vervielfaeltigen von kompletten Stilelementen und Interface-Konzepten. Die weiche Vereinnahmung laeuft ueber weitaus feinere Operationen. Das Benutzen von Begriffen, die Aufnahme freundlicher Kontakte, die Einladung zur Mitarbeit, das Aufsaugen und Umlernen von neuen Ideen, das grosszuegige Benutzen von Betatest-software, das strategische Durchdringen von Zukunftsmaerkten, die Angleichung an die Kritiker. Frueher war die Angst gross vor direkten Verrat und Sell- out, heute besteht die Gefahr mit der eigenen Intermedia-Firma aufgekauft zu werden, sofern sie erfolgreich genug ist. Die traumatische Phase der Selbstausbeutung wird immer kuerzer, jetzt geht es darum, auf Vertragsbasis Kleinauftraege abzuarbeiten, und mit optimaler Zeit und Wunschplanung in flexibler Arbeitszeit zuhause oder im Hotel zugunsten der grossen Verfluessigung und Beschleunigung des Kapitals beizutragen. Das Denken in den Kategorien der Vereinnahmung im Zeitalter des Ausverkaufs vertraut auf das Paradox eines Paralellismus. Das Vereinnahmungsmodell geht aus von einem wahren reinen Kern der Praesenz und Authentizitaet der in eine Phase des Verfalls und der Aufloesung uebergeht. Der duale Modus der Unabhaengigkeit der die Trennlinie zwischen Kommerz und Kultur markiert, hat etwas von Heiligtum. Aus dem Gefaelle von reinem Geist und schmutziger Welt wird ein Geschaeft gemacht. Zur Vereinnahmung gehoert der Vereinnahmungsapperat, ausserhalb seiner Netze ist Vereinnahmung durchaus eine Chance dem 'Elend' zu entkommen. Auch innerhalb des Internet gibt es Aussenbereiche und die Unterschiede in 'quality of service' die zu Klassensystemen fuehren, von der Business class bis hin zum Arme-Leute-Internet ohne jede Garantien. Die altruistische Netzoekonomie der 'flat rates', der 'free ware' der 'open standards' und 'public access' machte das Internet in seiner Einfuehrungsphase zum idealen Raum der Vereinnahmung. Der Verheissung sich von der Lokomotive des Fortschritts ins naechste Jahrtausend ziehen zu lassen, vergleichbar mit einer erneuten Elektrifizierung, konnte die Firmenwelt nicht widerstehen. Die Verlockungen einer radikalen Verbilligung globaler Distributionskanaele und "free bandwith for all" sind allzu verfuehrerisch um zimperlich zu sein mit den erprobten ethischen Daumenregeln der 'eingeborenen' Netzkultur. Das Web war ein erster Schritt, ueber Bildersprache und mehr "Sinnlichkeit" eine Distanz zwischen Programmierer und Programmierten aufzubauen. Im darauf folgenden Schritt wachsen Fernsehen, Telefon und Internet zusammen. Eine Vielzahl von Prototypen und Betatestprojekten wird entwickelt um die neuen Maerkte zu erkunden. Nach dem Prinzip Trial and Error spriessen die Softwareprodukte und Websites aus dem Netz und verschwinden ebensoschnell wieder. Die Hybridisierung, gegennzeichnet durch das Anhaengsel 'Cyber', 'www' oder Aufkleber wie 'Jetzt auch im Internet', die stuermische Eroberung der Netze durch die alten Metaphern begleitet die schwindelerregende Phase einer orgiastischen Oekonomie der Verausgabung, luxurioeser Ueberbezahlung, gigantischen Projekten, 'funny money' und zweistelligen Wachstumsraten. Das Prinzip Inklusion/Exclusion, Zentrum/Peripherie ist nicht nur territorial kodiert, es basiert auf Standards, Zugriffsmoeglichkeiten und seine Karten falten sich sich je nach ihrer Legende. Die Marginalisierung muss man sich nicht mehr aussschliesslich lokal vorstellen, sie ist geschachtelt, so gibt es Millionenstaedte die man als Provinz abhandeln kann, und Dritte-Welt-Zonen im Innenstadt bzw. Banlieu-Bereich. Auf der Netzebene verdichtet sich insbesondere im Bereich 'financial cyberspace' der Datenverkehr auf die glasfaserverkabelte Boersendistrikte in den Parfum-staedten von NewYork, London, Paris, Tokio, Frankfurt, Rom. Die Backbones der Haupt- datenleitungen fuehren mitunter quer ueber den Atlantik und wieder zurueck, sodass www.rewired.com in San Francisco naeher ist als der Server um die Ecke in Berlin (berlin.icf.de). Massenphaenomene wie politischer Aufruhr in Serbien spiegelt sich in schlagartiger Verdichtungen in der Medienspaehre um zuvor winzige Content-provider (www.opennet.org). Es geht darum sich von der Suedseeidylle der "Islands in the net" (Sterling) zu verabschieden. Es handelt sich zuallererst um 'Steureroasen', extranationale Off-shore Haefen fuer Kapital das an den Sozialvertraegen vorbei in Sicherheit und Zirkulation gebracht wird. Sobald e-cash eingefuehrt ist, kommt es zu einer Beschleunigung und Verfluessigung von Geld, die zu unkalkulierbaren Verdichtungen und Bewegungen fuehrt. Die Unabhaengikeit des Cyberspace von den staatlichen Institutionen entspricht vor allem die Ungebundenheit des globalen Kapitals. 'money goes where it is treated good' (Walt Wriston, city bank) meets 'money goes to heaven' (Hakim Bey) Einmal verweltlicht und kommerzialisiert, gibt es aus der Vereinnahmung keinen Weg zurueck. Die Taktiken der Verwandlung und des Verschwindens, der Umbenennung und des Wiederauftauchens, spiegeln die Schwierigkeiten der Feindbestimmung innerhalb eines nomadisch operierenden Kapitalismus. Das Boese im dualen Modell, erprobt in Zeiten des Kalten Krieges, wurde durch einen frei flottierenden Signifikanten ersetzt, der nun je nach Belieben durch 'Islam', 'Kinderporno', 'Serbien', 'Mafia', 'Internet' belegt werden kann und oekonomische Entscheidungen ueberkodiert. Interessant ist das Verhaeltnis zur Kulturproduktion, sie ist quasi der Bereich in dem sowohl Talente und Ideen geschoepft oder aber auch ein gewisser Ueberfluss seine Erschoepfung findet. Als Kontrapunkt zur Totalitaet der wirtschaftlichen Entwicklung uebt man die Subversion, Zweckfreiheit, Interesselosigkeit, Loser-tum und Unabhaengigkeit: 'european useletics' (www.irational.org). Es ist aber zuallererst ein Reflektionsstadium und Medium der Repraesentation, die inverse Oekonomie der Cyberkultur. Dennoch eroeffnen sich praktische Moeglichkeiten, Syndikate und Kartelle auf Autorenebene zu bilden und andere Selektionsmechanismen als die des klassisch- hierarchischen Editings zu entwickeln. Das Prinzip des Manyu-to-Many-Wettbewerbs richtet Unheil an innerhalb der 'virtual working class' der sogenannten 'Freien', die projektgebunden entlohnt werden, sich in staendiger Fortbildung befinden, und oft mit einem Fuss auf der Strasse stehen. Die inneren Widersprueche zwischen dem Ethos des subkulturellem Anti-kommerz und dem neoliberalen 'struggle' fuehrt zu mitunter zu inneren Widerspruechen die jegliche Aussage entkraeften. Es gilt in den "Netzwerken" nach neuen Arbeits und Lebensmodellen zu suchen die laengst bereits im Ansatz entwickelt sind und diese durch Theoriepraxis auszubauen und so an institutionelle und kommerzielle Projekte zu koppeln, die sich gegen Kasino-kapitalismus durchsetzen koennen und eine soziale Qualitaet des 'networkings' entfalten die ueber die protestantische Arbeitsethik des Industriezeitalters hinausgeht. Der Loser hat ein waches Auge fuer das Untaugliche das im Datenuniversum vorbeischwebt, er ist der Langsamkeit im rasenden Stillstand verplichet, ohne das Pathos der verbitterten Kulturkritik. Slacker und Hacker erfinden vor allem neue Modi der subjektiven Zeit. Sie erobern und verteidigen 'eigene Raeume' wo der physische Raum mehrfach verteilt und angeeignet wurde. 'Slacker luddites' (CAE) erproben den zivilen Ungehoersam in dem sie den Arbeitsplatzrechner Quake oder Civilisation-Sessions nutzen oder am Firmenkopierer lange Diskussionen ueber Fast-Food- Preise abhalten. Die Freundschaft zwischen Maschinenstuermern und Bastlern basiert auf dem Prinzip der Zweckentfremdung und einer Arbeitsethik die weit davon entfernt ist instrumentalisierbar oder rationalisiert zu werden. Der Prototyp eines Hackers empfindet sich als Datenkuenstler und betreibt Programmierung als l'art pour l'art oder altruistischer Dienst an der Menschheit. Um zum Teil einer lustvoll-luxorioesen Unterwerfung durch die maschinelle Metaphysik der freien Marktwirtschaft zu werden, entwarf die kalifornische Cyberelite kybernetisch- naturalistische Welterklaerungsmodelle, in der alles fliesst und von Geld ueberkodierbar sein muss. Diese Modelle basieren direkt auf verschiedenen Subkulturen der Hacker (Berkely, MIT) und Hippies (S.F.) plus Kulturindustrie (Hollywood). Hinzu gesellen sich die postindustriellen Punks, die Queers der Gender politics, new-age Oeko-netzwerker, rechte Libertarians, orthodoxe Anarchisten und Hakim Bey Fans, Minoritaeten aller Couleur incl. der 'Bewegung' nettime. Bei soviel frei verfuegbarem symbolischen Kapital konnte es nicht lange dauern bis die Deterritorialisierung-Reterritorialisierungsmaschine von Mondo2000 und Wired Magazine in Gang kam. Als Urmodell fuer die eigentuemliche Mischung von Hi und Lo, von Kommerz und Kunst, von Philosophie und Praxis entstand so eine Vereinnahmungsmaschine, die noch immer viele Nachahmer findet. Es gibt ein ungeheures Beduerfnis mit der Killer-App auf Theorieebene herauszukommen, die Beweiskraeftigkeit von allgemeinen Feststellungen, die Spekulation mit Konzepten und Inhalten der visionaeren Gewichtsklasse, das Aufspueren von modischen Sprachspielen und redundanten Meinungen, kann jedoch nicht ueber die absehbare technologische Entwicklung hinausgehen und wird so zu gehobenen Marketing. Der Bildschirm-nietzscheaner wiederum, versucht die traditionellen handwerklichen Standards der alten Geistestechniken zu halten, indem er einen alltaeglichen Zynismus und Verzicht in Kauf nimmt. Er sortiert die sauerkampschen Textbrocken, und prueft sie nach Geschmack und Gewicht um sie dem Archiv der Dichter und Denker einzuordnen. Stattdessen gaelte es auf der Ebene der (Macht)Techniken selbst 'empirische' Modelle zu entwickeln, die sich der Kapitalismus nur unter ungeheuren Anstrengungen und Grenzverschiebungen einzuverleiben vermag. Z.B. bei der Entwicklung von Free Groupware, welche die selben Hauptfeatures beinhaltet wie kommerzielle Produkte, dem Experimentieren mit Social Interfaces unter Bezug auf die Stadtmetapher als Intranets mit eigenen Tauschsystemen, der Schaffung von kuenstlichen Planeten fuer virtuelle Intellektuelle, dem Aufbau internationaler Netzwerke fuer taktische Zusammenarbeit und Publikation, dem Aufloesen von Verlagsmonopolen und Akademischer Diskursherrschaft, der Unterstuetzung von Linux an Schulen und Universitaeten, dem Freisetzen von Content auf russischen Ftp- sites, netzweiten Umbenennungsprojekten (name.space). Die Grenzen fuer eigene Aktiviaetspotentiale sind fliessend von den intimen Medien und Community Networks zu den Broadcasting und Metropolitain Networks. An der Netzmauer (Nachwort) "Die Frage "Wo stehen wir heute?" fodert zunaechst die Gegenfrage heraus "Stehen wir denn ueberhaupt?" Eine Lagebestimmung der Netzkritik laesst sich nicht ohne eine Benennung der Nachbarschaften bewerkstelligen. Als pragmatische Linie eines Regelwerks in Vorbereitung, die in den Netzen haust, unterscheidet Netzkritik sich vom distanzierten Pathos der Vernunft und Sprachkritik. Es gibt eine Abgrenzungslinie zur deutschen Medientheorie der Endachziger durch die praktische Beschaeftigung mit dem Netz im Netz, von der spekulativen Medientheorie der Amerikaner durch. Gesucht ist nicht nur Ideologiekritik plus politische Oekonomie gesalzen mit ein wenig Rhizomatik, sondern eine Kunst, die Medientheorie zum Singen zu bringen. Jenseits des versprochenen Lands, an den Randgebieten der Netze, muss man aufpassen, die Definitionsmacht nicht nur den visionaeren Technokraten zu ueberlassen. Der Zaun der technologischen Zivilisation, die wir mit dem Begriff "Netz" umfassen, grenzt z.B. an die Wildnis des Analogen und der Nicht- Information. Je mehr man 'das Netz' sucht, desto mehr entfernt man sich von ihm. Es ist der Zwischenraum nicht die Essenz, das Werden, nicht als Festschreibung, der soziale Prozess der Machtdifferenzierung und sein Nicht-Funktionieren. Die Aussenmauern des Netzes sind schwer festzusetzen (weil konzeptuell). Die Grenzen verlaufen je nach Kontextbestimmung, nicht nur jeder Patient, jeder Bankkunde, jeder Buerger, jeder Jogurtbecher ist auf seine Weise vernetzt sondern auch Begriffe und Ideen veraendern sich durch eine unterschiedliche Weise des Zugriffs und der Verknuepfung. Zu kritisieren ist was zu Entscheidungen draengt: 'Das Netz' verbindet sich zu einem totalitaeren Apparat, indem es die Geldstroeme in sich aufnimmt, die gesamte Computertechnik verkoppelt und jedem elektronischen Ding eine eindeutige Adresse vergibt. Was einst mit dem Begriff der Arbeit geschah durch die Entkoerperlichung der Arbeit, geschieht heute durch eine Entkoerperlichung des Wissens. Die Trivialitaet mancher Feststellungen, welche die Netzkritik unternimmt, soll nicht darueber hinwegtaeuschen, welche Schreibarbeit noch zu erledigen ist, wenn man feststellt, dass die gesamte Geistesgeschichte sich bereits ausgiebig mit dem Internet beschaeftigt hat. Mit der Heideggerbrille uebers Web gleitend, sieht man das Gestell als Ereignis, mit Carl Schmitt im Gepaeck sehnt man nach der Ausnahme und erblickt den Feind, mit Juenger tuermen sich die Datenstroeme zu titanischen Kraeften auf, mit Foucault folgt man der Ordnung der Standards. Das alles ist vorstellbar und deswegen langweilig. Beim Angriff auf die Cyber-Visionaere kann es zu einem trockenen Akademismus kommen, einer ungelebten Theorie, eingeschlossen in die (k)alten Netze der Wissenschaften und Zitierungsordungen hin zu einer neuen Zwanghaftigkeit. Die Akademien bilden ueber die Jahrhunderte hinweg ein eigenes Wissensnetzwerk das heute auf besondere Weise zur Disposition steht. Nicht nur die oeffentliche Bibliothek ist bedroht, sondern das Verstaendnis von (Fach)wissen ueberhaupt. Netzkritik begreift diese Situation durchaus als Chance. Nicht als Multi- kulti fuer Fortgeschrittene, nicht als Cultural Studies Tuning, sondern als praktischer Aufbau eigener Diskursnetzwerke. Vor allem jedoch gibt es eine Grenzlinie zu jener spezifischen aeonischen Perspektive, die allzusehr in eine nekrophile Schwuelstigkeit historizistischen Ueberdrusses uebergeht, wahllos der Antike, Hellsichtigkeit und der grossen Wende zustrebt. Ein solcher erd-konservativer Radikalismus beruft sich auf vorhistorische Wurzeln, auf die elementaren Maechte, die manche im Silizium, in der Quantenmetaphysik, entlang neurologisch-psychodelischer Feldlinien, die Produktivkraefte von Arbeiterschaft und Libido, oder in den Kosmos der Teilchen und Daten allgemein ansiedeln moechten. Immer geht es um Bezeichnung, um 'semiotische Regimes', welche den Indifferenzen und eigenmaechtigen Stroemen aufgezwungen werden sollen. Der Wille die Grenze zu ueberwinden, den Menschen, die Erdanziehungskraft, den Koerper, die Zeitlichkeit und sie in eine Ordnung des Geistes zu unterwerfen scheint masslos. Nach der cartesianischen Wende kommt die nietzscheanische Wende, das nichtendenwollende fin-de-siecle, ein zutiefst modernistisches Muster der Zeitenwende, der unzeitgemaessen Betrachtngen, des Emportauchens eines neuen Menschentypen, dem Gegenueberstehen mit den wahlweise kosmischen, mythischen oder molekularen Kraeften und Stroemen, und dem Ueberqueren von bodenlosen Abgruenden. Die Klarheit der Sprache des Sehers steht einer fundamentalen Raetselhaftigkeit gegenueber. On the edge zu sein, kann bedeuten Pendler zwischen den Welten zu werden, romantisch-zerissen oder auch nur geschaeftstuechtig-esotherisch, zwischen den symbolischen Ordungen der Dinge hin und her zu springen, wie zwischen Programmiersprachen, um schliesslich der titanischen Wellenbewegung der Grossen Neubenennung ins Auge zu sehen. Im Angesicht des virtuellen Lichtes, kommt es zu Moses-artigen Schreib-akten. "In der Benennung kuenftiger Dinge liegt eine grosse Verantwortung. Die Namen sind nicht nur Begriffe fuer Bekanntes; sie haben beschwoerende Kraft." (E.J.)